Tassen im Schrank
Die Super Furry Animals aus Wales mimen die irre Rasselbande, machen aber High-Tech-Pop
Narrenfreiheit ist das Stichwort. So, wie sich die Super Furry Animals seit sechs Jahren als psychedelische Pilzfresser, als Chaoten-Kommando mit minimaler Aufmerksamkeits-Spanne inszenieren, befürchtet keiner Ernsthaftes von ihnen. Was gezielte Attacken erst möglich macht: 1996 zum Beispiel sampelten sie eine Zeile aus Steety Dans „Show Biz Kids“ für die Single „The Man Don’t Give A Fuck“, auf der das F-Wort rekordverdächtige 50 Mal vorkam – keine Radioeinsätze, Platz 22 in den britischen Charts. Zu ihren Festival-Auftritten fuhren sie einen Sommer lang im Armee-Panzer, der als Techno-Sound-System präpariert war, einigen Bands die Show und vielen Leuten die Nachtruhe stahL Anekdoten gibt es viel zu viele: In Mailand sollen sie das gesamte Hotelzimmer-Inventar aus dem Fenster geworfen haben. Nur nicht den Fernseher. Weil das zu sehr Rock’n’Roll gewesen wäre.
Wenn man den Walisern begegnet, wirkt allerdings nur der Key board- und EDV-Zuständige Cian Ciaran leicht entrückt, der irre grinsend Game-Boy spielt und nur einen Satz sagt: „Kein Anschluss unter dieser Nummer.“ Auf deutsch. Das kennt er, seit die Furries eine ganze Studionacht lang Fantasie-Telefonnummern gewählt haben, um für den Titel-Song von „Rings Around The #6rW“Menschen aus aller Welt zu sampeln. Sänger Gruff Rhys dagegen erklärt betont vernünftig, dass die Band nur deshalb erstmals auf einem MajorLabel veröffentliche, „weil
man ein corporute monster hinter sich braucht, um ein solches Monster zu erschaffen“. Das Album ist gleichzeitig als DVD erschienen, im Fünf-Kanal-Sound und mit einem Filmkunst-Clip für jedes Lied. Trotzdem treibt der Patchwork-Sixties-Pop der Band weiter krude Blüten: Auf einem Stück kaut Paul McCartney rhythmisch Sellerie. „Er hat uns noch eine Tbm-Jones-Imitation mitgeschickt“, sagt Rhys. „Sie war albern. Wir haben sie weggelassen.“
Die englischen Texte der Super Furry Animals waren für Traditionalisten in Cardiff mal ein Politikum, heute wird die Band schon von walisischen Parlamentariern lobend erwähnt Die neue Platte kann man sogar als weisen Kommentar zur Globalisierung hören: „Wir singen aus der Perspektive der Opfer“, sagt Rhys. Eine engagierte Band? Gitarrist Bunf fällt ein: „Sting ist auch politisch! Der will ganz Afrika retten. Das glaubt ihm nur keiner. Weil er nicht Underground ist.“