The Life & Death Of Peter Sellers :: Start 28. 4.
Er war der Mann mit tausenden Gesichtern. Keiner hat das besser erkannt als Stanley Kubrick, indem er Peter Sellers 1964 für „Dr. Seltsam oder Wie ich lernte, die Bombe zu lieben“ in drei Rollen besetzte. In seiner Karriere als Komiker hatte Sellers zwar immer schon mehrere Parts übernommen, auch in Kubricks „Lolita“. Es war das Markenzeichen einer verschwenderischen Begabung. Aber er war nie besser als in jener Kriegssatire, wo er zwischen Demut und Hochmut den Wahnsinn der Welt verkörpert hat Und doch blieb er der Welt, wie aus Rache, meist mit einem Charakter in Erinnerung: Als Inspektor Clouseau in der Komödie „Der rosarote Panther“ von Blake Edwards. Diesen trotteligen Chaos-Flic hat Peter Sellers bis an sein Lebensende gehaßt.
Edwards hat ihn ausgebeutet, so erscheint es, Kubrick dagegen war sein obsessives Alter ego.
Mit „The Life And Death Of Peter Sellers“ blättert nun Hopkins von den ersten Erfolgen bei einer Radio-Comedy-Show der BBC bis zu der letzten Rolle und zugleich ersten Regie mit „Willkommen, Mr. Chance“ das manisch-multiple Schaffen und Sein des britischen Schauspielers auf. Geoffrey Rush kommt ihm kongenial nahe und könnte irgendwann ebenso Woody Allen darstellen. Vor allem aber verblüfft Hopkins mit einigen passenden visuellen Einfällen. Etwa als Sellers und Kubrick (Stanley Tucci) ein Zwiegespräch führen bei einer Autofahrt, die sich anschließend als Studiokulisse entpuppt. Einmal spricht Kubrick direkt in
die Kamera darüber, wie wichtig Kontrolle sei, die der labile Sellers nie hatte. Und als er mit seiner dominanten Mutter am Set im Kostüm von Dr. Seltsam beim Essen sitzt, fuchtelt er abwesend wie im Film mit dem steifen Arm herum. Ein labiler Charakter, bei dem sich Wutanfälle, kindische Eitelkeit, Depressionen und Halluzinationen ständig abwechselten.
Sellers vertraut einem windigen Wahrsager, heiratet Britt Ekland (Charlize Theron) und läßt sich von Edwards (John Lithgow) immer wieder den Clouseau aufschwatzen, bis er ihn aus Selbsthaß wüst bei einer Premierenfeier beschimpft. Doch er hat wohl auch geahnt, daß „Der rosarote Panther“ ihm den ganz großen Durchbruch bringen würde. Von einem Journalisten darauf angesprochen, die Hauptrolle habe ja David Niven, sagt er: „Es ist definitiv mein Film“ – und hockt dabei in Nivens Stuhl.