Modest Mouse – Good News For People Who Love Bad News

Für Freunde der Band Modest Mouse: Am Prinzip hat sich nichts geändert, das stolpernde Banjo ist wieder da, das Hardcore-Geschrei ab und zu, die verwuschelten Träumereien, die schlauen Couplets, die man als Mail-Betreffzeilen nehmen kann, die brüsken Death-Funk-Momente. Es ist nur alles noch besser geworden, feiner, fokussiertet; das längste Lied fünf Minuten und 30. Und weiterhin setzt die Band das Studio-Geld vorbildlich ein, das seit dem Wechsel zu Epic (2000, nach sieben Independent-Jahren) zusätzlich zur Verfügung steht.

Für alle, die Modest Mouse nicht kennen, was durchaus passieren kann: Man wirft dem Indie-Rock ja noch immer gern vor, dass er nicht über sein geliebtes Blumenbeet hinauskommt oder so lange vom Pavement aus in die Sterne starrt, bis er von der Stadtreinigung weggefegt wird. In Wahrheit pflegen viele dieser Underachiever-Gitarren-Jungen mittlerweile eine Musikkultur, die all die wunderschönen Ansprüche erfüllt, die man – meist vergebens – an Art- und Prog-Rock gestellt hat Wenn Modest Mouse aus Washington (jetzt zu viert) scheinbar nur im flachen Vordergrund spielen und auch schrammeln, öffnen sich im Hintergrund andere Dimensionen. Gitarren schillern wie Salz in der Sonne, ein Ba-ba-ba-Background-Gesang entlarvt sich mit der Zeit als Sample-Schleife, in „The Devil’s Workday“ wird die Tom-Waits-Impression des Sängers Isaac Brock von einer lang und wild ejakulierenden Trompete gestört.

Am faszinierendsten ist, wie sie die 13 Songs zu einer logischen Erzählung kompiliert haben, wie sich völlig unterschiedliche Stücke auseinander entfalten und durch wiederkehrende Elemente miteinander verkettet bleiben. Episch, im schönsten Sinn des Wortes. „The World At Large“, zum Beispiel, ist ein Kinderreim mit vernebelten Gitarren, im anschließenden „Float On“ marschiert die Band im Funk-Schritt der Talking Heads, etwas melancholischer halt, mit Brocks typischen Spnechgesangs-Schleudern – man merkt spät, dass beide Lieder Variationen über dieselbe Harmoniefolge sind.

Keine Zuckerstange für die Ohren, mehr eine Lakritzschnecke, die sich langsam abrollt. Sind Modest Mouse sogar die erste Band, die HipHop-Prinzipien (zirkulierende Musik statt geradliniger Songs, Wörter als Rhythmus) für den Indie-Rock und seinen typischen Sound fruchtbar macht? Wir wollen mal nicht allzu voreilig von einem Meisterwerk sprechen, aber eigentlich doch.

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