Major Merkel
Herbst 2015. Zwei Jahre lang hat sich die Große Koalition voller Missmut und Misstrauen dahingeschleppt. Die Euro-Krise ist zurückgekehrt, die Kanzlerin verliert an Ansehen, das Volk will Fürsorge. SPD-Chef Gabriel hat mit dem Grünen Trittin und Linken-Boss Gysi den Handstreich vorbereitet: Merkel muss weg, Rotrotgrün soll regieren, mit Gabriel als Kanzler.
Doch der Coup misslingt. Heimlich hat Angela Merkel einen Pakt mit Katrin Göring-Eckardt geschlossen. Die Grünen müssen sich entscheiden: mit dem alten Knurrhahn nach links ziehen oder mit der Protestantin in der Mitte bleiben? Auf einem dramatischen Parteitag entscheidet die Basis, dass zwei Frauen aus dem Osten künftig die Republik kommandieren sollen. Minderheiten sind immer attraktiv, zumal Angela Merkel weite Zugeständnisse gemacht hat: volle Kraft für Öko-Energie, radikale Landwirtschaftswende für mehr Bio-Pommes, Frauen-Quote total, volle Rechte für Homosexuelle. Das war im Wahlkampf 2013 noch eine Indie-Position, von den Konservativen vehement abgelehnt. Doch Mutti hat es mal wieder geschafft. Als erste Regierungschefin koaliert sie mit Roten, Gelben, Grünen. Hustet auf Inhalte, wenn die Macht zu greifen ist.
Eine Fiktion, klar, aber gar nicht unwahrscheinlich. Angela Merkel ist die Meisterin der Übernahme. Wie Universal als einer der letzten drei Majors jede Musikrichtung schluckt, übernimmt Major Merkel jede Position, die attraktiv zu werden verspricht, mal Mainstream wie Mindestlohn, mal Indie wie Ökostrom. So gnadenlos die NSA alle Daten saugt, so konsequent übernimmt Angela Merkel jede politische Haltung. Ihr geht es nicht um Positionen oder Traditionen, sondern um Allmacht auf dem Markt der Trends. Sie lässt sich nicht von kuscheliger Romantik treiben, sondern kalkuliert kalt und hart: Was auch immer populär zu werden verspricht, wird besetzt, von Daft Punk bis Death Metal. Die Strategie heißt nicht links oder rechts, sondern Übernahme.
Bundestagswahl 2017: SPD, Grüne und eine junge linksliberale FDP verhandeln eine Ampelkoalition. Angela Merkel trifft sich derweil heimlich mit Gregor Gysi.