„Especially For You“! 15 obskure Duette
Inspiriert von der seltsamen Duett-Kombination Ke$ha und Iggy Pop haben wir in der Redaktion mal rumgefragt, welche obskure Paarungen es noch so gibt. Hier unsere Liste mit z. B. Willie Nelson & Snoop Dogg, Kylie & Kermit, Frank Sinatra & Bono u. v. a.
Willie Nelson & Snoop Dogg – „Superman“
Nelson und Snoop Dogg sind inzwischen Wiederholungstäter. Für Snoops 2011er Album „Doggumentary“ sang Nelson beim Song „Superman“ mit, später revanchierte sich Snoop Dogg und sang in „Roll Me And Smoke When I Die“ an der Seite von Nelson, Kris Kristofferson und Jamey Johnson. Richtig gelesen: Snoop Dogg sang wirklich und rappte nicht – weshalb wir uns für diese Nummer entschieden haben…
–
Nick Cave & Kylie Minogue – „Where The Wild Roses Grow“
Wir haben bewusst in der Headline geschrieben, dass wir „obskure“ Duettkombinationen ausgewählt haben – was ja noch nix darüber aussagt, ob das Ergebnis gut oder schlecht geraten ist. Dieses Duett rangiert in der Kategorie „Meisterwerk“ – und mal ehrlich: Hätte man 1995 gedacht, dass Kylie so etwas deepes und düsteres wagt? Mit einer Type wie Cave? Nö. Aber so war es. Cave erinnerte sich übrigens so: „‚Where The Wild Roses Grow‘ schrieb ich in Gedanken an Kylie. Schon viele Jahre lang wollte ich für sie ein Stück schreiben. Ich hatte etwa 6 Jahre lang eine stille Zuneigung zu ihr. Ich schrieb mehrere Lieder für sie, aber keines fand ich passend und gut genug für sie. Als ich aber dieses Lied schrieb – ein Gespräch zwischen einem Mörder und seinem Opfer – glaubte ich, den richtigen Song für Kylie geschrieben zu haben. Ich schickte ihr das Lied und sie antwortete schon am nächsten Tag.“ Klingt fast wie im Märchen.
–
Kylie Minogue & Kermit „Especially For You“
Und gleich noch einmal Kylie: Hier in einer Kombination, die einen perfekten Brückenschlag zwischen der Kindheit und der Pubertät bildet. Die Muppets durfte man schließlich noch bis ins Mannesalter cool finden – und die Stiefel, die Miss Minogue hier „Especially for…“ Kermit anzieht, die sind ganz schön heiß, befeuern also formidabel sich irgendwann einstellende Pubertätsfantasien. Aber, äh, hier geht es natürlich um die Musik – und da muss man sagen, dass dieses Duett durchaus Charme hat und sich Kermit recht wacker schlägt als Sänger. Näseln tun sie schließlich beide ein wenig, selbst wenn einer von ihnen nicht mal eine Nase hat.
–
Linkin Park, Jay-Z, Paul McCartney – „Numb/Encore/Yesterday“
Es gibt Kombinationen, die sollte es nicht geben. Dass ein großer Rapper wie Jay-Z so eine Crossover-Sülze mit den faden Linkin Park macht, ist ja eigentlich schon schlimm genug, dass sich aber auch noch Paul McCartney an Bord holen lässt, um das Publikum einer Grammy-Verleihung zu bespaßen – das musste nun wirklich nicht sein. Klingt, zumindest wenn Chester Bennington mitsingt, so grausam, wie Maccas weißer Anzug an diesem Abend aussieht.
–
Ozzy Osbourne & Jessica Simpson „Winter Wonderland“
Eine besinnliches Weihnachtslied, eine freizügige Blondine und ein in die Jahre gekommener Rocker, der noch nicht einmal mehr einem Sechsjährigen als Krampus Angst machen würden. Das alles bekommt man, wenn man sich „Winter Wonderland“ in der Interpretation von Ozzy Osbourne und Jessica Simpson anhört. Das ganze kam 2008 zustande. Ob wohl bei denen irgendetwas in die Backmischung der Weinachts-Kekse geraten ist, das da nicht hin sollte?
–
Frank Sinatra & Bono – „I’ve Got You Under My Skin“
1993 duettierten Bono und Frank Sinatra für „I’ve Got You Under My Skin“. Noch nicht einmal für die Swing-Legende höchstpersönlich nahm Bono hier seine Sonnenbrille ab. Diese Manieren! Offensichtlich reichte das beiderseitige Interesse auch nicht soweit, um für das dazugehörige Video dieselbe Location aufzusuchen. Oder Sinatra war schon nicht mehr reisetauglich. Wie dem auch sei, Bono beeindruckte die Kollaboration so nachhaltig, dass dieser erst kürzlich in einer New Yorker Bar einlief, um den Song dort mit der überraschten Band zu performen. Geht also doch unter die Haut, dieser Song.
–
Fettes Brot & James Last – „Ruf Mich An“
1999 gab James Last den coolen Fettes Brot-Support und fegte mit den drei Hamburgern über die Bühne. Nun ja, fast – er spielte Bass und tappte im Takt. Leider wartet man den ganzen Song über vergeblich, dass der gute Herr auch mal anfängt, zu rappen. Das wäre sicherlich sehens– und hörenswert gewesen. Aufgenommen wurde das Stück in Lasts Domizil in Palm Beach. Erschienen ist „Ruf Mich An“ dann 2002 auf dem Album „Amnesie“, das natürlich von Fettes Brot stammt.
–
Johnny Cash & Fiona Apple – „Father & Son“
Es ist und bleibt ja ein schöner Song, den man einfach nicht kaputt kriegt, weil das Original von Cat Stevens so stark ist. Selbst Boyzone haben das nicht geschafft, obwohl sie dicht dran waren. Tja, die Version von Johnny Cash und Fiona Apple, die sich auf „American IV: The Man Comes Around“ findet, hat vielen gefallen – uns auch – und wurde sogar für einen Grammy in der Kategorie „Best Country Collaboration With Vocals“ nominiert. Obskur bleibt es dennoch: Der Kontrast zwischen dem Grummelgesang des späten Cash und Apples zartheller Stimme unterstreicht die Songthematik des Generationenkonflikts zwar sehr schön – aber irgendwie kommen wir noch immer nicht über den Logikbruch hinweg, dass hier der Vater mit der Tochter (Oder der Nachbarin? Oder der Freundin des Sohnes? Oder der Putzfrau?) über die Sorgen um dem Sohn singt. Und es ist bleibt eine seltsame Vorstellung, dass Cash eventuell im Studio Fiona Apple anschaute, als er sang: „Look at me, I am old, but I’m happy. / I was once like you are now“. Ist gut, Sue. Da hätte man noch mal drüber nachdenken sollen. Aber, es stimmt ja – der Song bleibt schön. „Just relax, take it easy.“
–
Bushido & Karel Gott – „Für immer jung“
Dieses Duett ist allein deswegen so merkwürdig, weil es tatsächlich erfolgreich war und 2008 sowohl auf diversen Radio-Sendern als auch im Ghetto-Blaster der präpubertären Kids auf deutschen Bahnhöfen rauf und runter lief . Der Titel wurde auf Bushidos Album „Heavy Metal Payback“ veröffentlicht. Karel Gott kannte man ja eigentlich eher für seine Interpretation des Titelliedes zur Kinderserie „Biene Maja“. Vielleicht passt deswegen der Name des Tracks auch so gut. Ob Bushido damit seine Zielgruppe ein wenig ausweiten und seine Songs familienfreundlicher gestalten wollte? Könnte man ihm ja durchaus zutrauen, immerhin machte der „Vom Boardstein zur Skyline“-Rapper ja auch erst im Juni ein Praktikum bei CDU-Politiker Christian von Stetten…
–
Manic Street Preachers & Traci Lords – „Little Baby Nothing“
Hatten wir ja ein wenig vergessen: Was für ein abgefahrenes Video! Aber das nur am Rande. „Little Baby Nothing“ – ein Song über die sexuelle Ausbeutung der Frauen in den Medien und in der Pornoindustrie – von einem Pornostar (mit-) singen zu lassen, ist natürlich eine recht plakative Idee, aber das gehörte ja durchaus zum Konzept der jungen Manic Street Preachers. James Dean Bradfield sagte über die Wahl: „We just wanted a symbol for it.“ Dafür passte sie natürlich perfekt. Was dieses Duett aber so besonders und irgendwie auch obskur macht, ist die Tatsache, dass es auch noch gut klingt. DAS hätte man bei der Paarung ja anfangs nicht vermutet.
–
Antony & Herbert Grönemeyer „Will I Ever Learn“
Eine Sache soll Herbert Grönemeyer bitte, bitte nie wieder tun: Auf Englisch singen. Er hält sich an diesen Apell aber einfach nicht. So veröffentlichte er in diesem Jahr seine größten Hits auf dem Album „I Walk“ in englischer Sprache. Diese versteht man ja dank Schnappatmung und dem Verschlucken sämtlicher im Text enthaltener Vokale schon auf deutsch fast nicht. Er lernt es einfach nicht und das obwohl er die Frage schon im Titel an sich richtet: „Will I Ever Learn?“ Nein, wird er leider nicht. Und, ja, die Frage, warum Antony hier mitsingt, stellten wir uns auch…
–
KLF feat. Tammy Wynette „Justied & Ancient“
Das Duo, das uns eine Handvoll grandios zusammengebauter und -geklauter Früh-Neunziger-Hits bescherte im Duett mit der ehrwürdigen Country-Dame Tammy Wynette („Stand By Your Man“)? Eine bizarre Kombination, die natürlich formidabel in die Philosophie von KLF passt.
–
Sodom & Roberto Blanco – „Ein bisschen Spaß muss sein“
Ja, Roberto. Wir wissen es. Und trotzdem darf und sollte man fragen: Hört der Spaß nicht auf, wenn man nach einem Bierwettsaufen aus einer Dixi-Toilette steigt? Irgendwie schon. Andererseits: „Ein bisschen Spaß muss sein“ klingt mit den typischen Sodom-Brüllgitarren gar nicht mal so übel. Wir hätten uns noch mehr Gesangsanteile für Tom Angelripper gewünscht – aber man kann ja nicht alles haben.
–
Motörhead & Wendy O. Williams – „No Class“
Ein Vorschlag, der von unseren Metal Hammer-Kollegen im Nebenbüro eingeworfen wurde. Wendy Orlean Williams, einst Sängerin der Plasmatics, mit denen sie in schöner Regelmäßigkeit Bühnen zerlegte, war eine langjährige Freundin von Lemmy. Diese Aufnahme stammt von der Show zum 10. Geburtstag von Motörhead aus dem Jahr 1985. Auf dem Live-Album „Everything Louder Than Everyone Else“ aus dem Jahr 1999 widmet Lemmy ihr diesen Song noch einmal – Williams hatte wenige Monate zuvor Selbstmord begangen.
–
Robert Wyatt & Bertrand Burgalat „This Summer Night“
Eine Kollaboration, die man so gar nicht erwartet hätte. Ausgerechnet Robert Wyatt, der uns so melancholische Schätze wie den „Sea Song“ beschert hat, empfiehlt sich für die französische Disco und singt von schwülwarmen Sommernächten? Auch hier wieder die größte Überraschung: Das funktioniert!
–
Und als „Bonus Track“ ein Duett, das keines geworden ist…