BRENDAN BENSON aus Detroit wird verfolgt. Vom Pech und von den Geistern der Beatles-Songwriter
Das scheint jetzt erst mal nichts mit dem Thema zu tun zu haben, aber: Ein armer Tropf ist, wer nie die Pop-Preziosen vonjellyfish aus San Francisco hören durfte, verewigt auf den kongenialen Alben „Bellybutton “ und „Spilt Milk „. Anfang der Neunziger mit dabei: der schmalbrüstige Jason Falkner, jetzt Co-Songwriter und Mitproduzent einiger Stücke auf Brendan Bensons wundervollem Songreigen^Lapa/co“. Was direkt zum Thema führt: Wer ist Brendan Benson? Und wo hat er bloß die ganze Zeit gesteckt?
Schließlich ist es sechs lange Jahre her, dass der Mann aus Detroit sein Debüt “ One Mississippi“ veröffentlichte, das er selbst als kaum erfolgreichen „Insider-Tipp für Nerds und Plattensammler“ beschreibt. Leider bei der falschen Plattenfirma. Bald schon war der vertraute A&R weg und Benson gefeuert- man hat die Geschichten oft gehört, Bensons Eltern werden den Sohn angerufen und gebeten haben, doch „etwas Vernünftiges“ zu lernen. Brendans damalige Freundin sagte nur: „You’re not John Lennon!“.
Lennon nicht. Vielleicht McCartney? Ja, weißt du, natürlich schätze ich Paul McCartney sehr, vor allem fiam‘ und das Wings-Album ,Band On The Run‘ liegen mir am Herzen. Aber bei mir verhält es sich ungefähr so: Paul ist für das Gediegene, das Rationale zuständig, während John Lennon wirklich meine Seele trifft.'“ Die Freundin ist weg, das Haus in Detroit, von Brendan mit einem komfortablen Aufnahmestudio ausgestattet, immer noch nicht abbezahlt. Benson jobbte als Kellner, produzierte unbekannte Bands, hing rum, hörte nächtelang Kinks-Plarten und singt nun in „Tm Easy“ selbstironisch und staunend: „I’m deliberately deliberating“. „Humor ist für meine Songs ziemlich wichtig, auch wenn er oft unfreiwillig entsteht und man ihn möglicherweise erst auf den zweiten Blick erkennt. Songwriter singen doch sowieso ständig über sich selbst und darüber, wie schlecht es ihnen geht. Auch ich bin nicht frei davon, aber versuche mittlerweile mehr, über andere Dinge zu schreiben. Ich möchte ja niemanden langweilen.“ Was junge Songwriter sonst noch tun? Sagen, dass sich live alles viel rockiger anhören wird. Hat Brendan Benson auch getan.