Die Alben von Daniel Johnston fallen in zwei Kategorien. Die praktisch unproduzierten, mit großer kindlicher Naivität ausgeführten, LoFi-Werke, die ihm unter Eingewehten den Ruf eines Genies – einer Art Mischung aus Cy Twombly und Brian Wilson vielleicht – einbrachten. Und dann gibt es die Alben, die von berühmten Fans wie etwa Sparklehorse-Mastermind Mark Linkous polierten Songsammlungen, die zwar gefälliger aber zugleich gewöhnlicher klingen. Plötzlich ist das keine Daniel-Johnston-Musik mehr, sondern Pop-Musik mit Daniel Johnston.

Mit so einem Fall haben wir es auch hier zu tun. Produziert wurde „Is And Always Was“ von Jason Falkner, Power-Pop-erfahren durch seine Mitwirkung bei Jellyfish und Brendan Bensons „Lapalco“, als Mit-Musiker gefragt bei Künstlern wie Paul McCartney, Beck, Gnarls Barkley und – ähem – Cheap Trick. Und so passiert, was passieren musste: Faulkner motzt die zerbrechlichen Lieder gehörig auf, lässt die Gitarren aufheulen und versucht, Johnstons psychische Labilität in einer vollintegrierten Psychedelia abzubilden. Besonders originell ist das nicht. Und aus einem Song mit dem Titel „Fake Records Of Rock And Roll“ macht Falkner – na ja, was wohl? – ein Rock’n’Roll-Stück. Da klingt Johnston dann tatsächlich wie Brian Wilson – in den schlimmsten, muckerhaftesten Momenten seiner Solokarriere.

Einzig „High Horse“ trotzt der Überproduktion, ist ein manierlicher, blank polierter Popsong geworden und neben „Mind Movies“ und „Tears“, die produktionstechnisch glimpflich davongekommen sind, der Höhepunkt dieses seltsamen Albums, das mehr nach dem Poparbeiter Falkner klingt als nach dem kindlichen Genie Daniel
Johnston, das man immerhin noch – ein kleiner Trost – in den Texten finden kann.
(Feraltone/Cargo)

Maik Brüggemeyer