Death Cab For Cutie :: Codes And Keys
Weniger eingängiger Gitarrenpop, dafür mit längerer Halbwertszeit
Man will dieses Album nicht haben. Wollte schon im Vorfeld nicht die Statements von Gitarrist und Produzent Chris Walla hören, dass „Codes And Keys“ einen „70er-Jahre-Elektronik-Vibe“ habe – und gar nicht wollte man wissen, dass Death Cab For Cutie im Studio mit Alan Moulder rumgemacht haben, der sich zwar mit seinen My-Bloody-Valentine- und Ride-Produktionen in die Musikgeschichte schrieb, beim letzten Album der White Lies aber zeigte, wie kalte Grützsuppe mit Pathosknollen und Trauerklößen schmeckt.
Wer also wie der Autor dem Album eher feindselig entgegentritt, der sollte sich trotzdem mit „Codes And Keys“ auseinandersetzen. Es sind vielleicht nicht die Death Cab, die man haben will, aber dass nach dem biederen „Narrow Stairs“ etwas passieren musste, und sei es auch nur, um die Band bei Laune zu halten, war klar. Und so besinnt man sich auf Wallas modernen Sound und Ben Gibbards Berührungslust mit dem Elektronischen. Dabei bleiben Eingängigkeit und leise Gitarrenmomente auf der Strecke – aber dafür gewinnt man Herzschlagbeats („St. Peter’s Cathedral“), hypnotische Instrumentalschleifen („Unobstructed Views“) und sogar gelungene U2-Momente („You Are A Tourist“) – und mit „Stay Young Go Dancing“ und „Portable Television“ beruhigt man dann doch die Unverbesserlichen, die sich vielleicht nur diese Songs im Downloadshop ziehen.
Was schade wäre, denn am Ende bleibt das Grundgefühl, dass „Codes And Keys“ einer dieser grower sein könnte, deren lange Halbwertszeit sich erst nach hundert Hördurchläufen erweist. (Warner) Daniel Koch
Beste Songs: „St. Peter’s Cathedral“, „Stay Young Go Dancing“
Ra Ra Riot ***¿
The Orchard
Wie ein verwunschener Garten: Sanfter Indie-Art-Pop
Ra Ra Riot starteten ihre Karriere mit einer schweren Bürde: Noch vor der Veröffentlichung ihres Debüts kam Trommler John Pike unter mysteriösen Umständen ums Leben. „The Rhumb Line“ war geprägt von tröstlicher Erinnerung – und wurde eines der schönsten Alben des Jahres 2008.
Auch auf dem zweiten Werk des Sextetts aus Syracuse, New York, liegt ein Zauber. Man kann sich „The Orchard“ vielleicht gut als einen verwunschenen Garten vorstellen – Cello und Geige von Alexandra Lawn und Rebecca Zeller umranken den sanften Indie-Art-Pop der Band wie Trauerweiden, Bassist Mathieu Santos unterlegt das Repertoire mit melodischen Basslinien wie das Wurzelwerk eines weit verzweigten Baumes. Hier verweilt man gern.