Diverse – Girls Girls Girls – A Recollection Of Dream Dates 1955 -1965
Michelle und Diana, Foxey Lady und Sara fehlen in dieser Galerie von angebeteten und geliebten, verschmähten oder vermissten Mädchen. Im Fall von Paul McCartney und Bob Dylan schon deswegen, weil die so wenig ins Zeitfenster passten wie die von Jimi Hendrix verehrte Dame. Den großen Schmachtfetzen von Paul Anka hätte man dagegen durchaus in die nähere Auswahl nehmen können. Denn zur Debatte standen bei dieser CD ausschließlich amerikanische Aufnahmen aus diesen Jahren mit Mädchen-Namen im Titel, also aus derselben „Golden Era of American Rock’n’Roll“, die man bei Ace schon in so vielen Folgen so wunderbar dokumentierte.
Über anbetungswürdige Mädchen schrieben sie damals alle Lieder, Fats Domino, Chuck Berry und Leiber & Stoller genauso wie natürlich Buddy Holly, das Ehepaar Gerry Goffin/Carole King oder diese genialen Songwriter-Teams des Brill Building. Bei dem Thema konnten Billy Vera und seine Mitarbeiter aus dem Vollen schöpfen. Das vorrangige Problem hier war ja wohl weit eher, wie man sein Pulver nicht gleich bei Folge 1 mit einer Kollektion von mehr als zwei Dutzend ausnahmslos hochkarätigen Klassikern a la „Lawdy Miss Clawdy“, „Peggy Sue“, „Barbara Allen“, „Hello Josephine“, „Ruby Baby“ und ähnlich bekannten dieses Kalibers verschoss. Nicht mal den Coasters-Song „Girls Girls Girls“ aus der Feder von Leiber & Stoller präsentierte man hier, weil ein Mädchenname im Songtitel Voraussetzung für die Aufnahme war. Um für eine kommende Folge (kommt garantiert, Wetten werden nicht angenommen) genügend Material in Reserve zu behalten, mischte man allseits beliebte Lieder mit seinerzeit weniger erfolgreichen Singles. Also .Anna (Go To Him)“ im Original von Arthur Alexander und nicht der Cover-Version der Beatles, auch „Claudette“ in der Sun-Version von Roy Orbison und nicht dem Everly Brothers-Remake weniger später. Von Larry Williams nicht „Short Fat Fannie“ oder „Bony Moronie“, sondern das obskurere „Baby’s Crazy“, zunächst aus dessen Nachlass unter dem Titel „Marie, Marie“ veröffentlicht. Auch im Fall von „My Bonnie“ nicht diese ganz frühe Beatles-Fassung, sondern die Ray-Charles-Aufnahme. Und statt des allseits bekannten Ricky-Nelson-Originals von „Hello Mary Lou, Goodbye Heart“ eine Aufnahme von Gene Pitney aus dem Jahr 1962, die erst 1999 veröffentlicht wurde.
Wer ganz offensichtlich hierher passende Allzeit-Ohrwürmer wie „Sheila“ von Tommy Roe vermisst, den tröstet man fürs erste mit „Marie’s The Name Of His Latest Flame“. Das war ein Jahr vorher – unter dem Titel „(Marie’s The Name) His Latest Flame“ – die andere Seite der „Little Sister“-Single – ebenfalls ein Top-Hit für Elvis gewesen. Hier findet man den Doc Pomus/Mort Shuman-Song aber der Abwechslung halber in der ebenfalls 1961 aufgenommenen Version von Del Shannon. Mal wählte man unvermeidliche Songs aus wie Neil Sedakas Ode an Carole King mit „Oh! Carol“, dann wieder weniger geläufige wie „Margie“ von Fats Domino. Wer übrigens nur die unsägliche zur deutschen Schnulze umfunktionierte Fassung von „Cindy, Oh Cindy“ kennt, dürfte bass erstaunt sein, wenn er das Original hier erstmals hört. Denn das war 1956 in der Aufnahme von Vince Martin With The Tarriers ein sehnsüchtiger Folksong!
Für DooWop-Fans gibt es das erstmals 1954 von den Cadillacs populär gemachte „Gloria“ – in der sehr selten gehörten Version der Passions von 1960. Für Country-Fans das von den Oak Ridge Boys popularisierte und 1981 zum Millionenseller gemachte „Elvira“ – allerdings im noch viel besseren Original von Komponist Dallas Frazier. Der unvermeidliche Fabian singt „Lilly Lou“, Frankie Avalon seinen ersten Hit „Dede Dinah“, beide damals endlos von Mädchen angehimmelt und in vielen feuchten Träumen auftauchend. Und eine der nur den wenigsten geläufige Aufnahmen dürfte „Brenda“ sein, die B-Seite von Glen Campbells erster Hit-Single „Turn Around, Look At Me“.