The Dave Graney Show – Kiss Tomorrow Goodbye
Der Titel? Ein alter James-Cagney-Film musste ran. fon „schwarzen Serien“ (PR) sei das alles hier inspiriert, auch von erbarmungslosen Hardcore-Schreibern (James Ellroy) und zwielichtigen Film-Monumenten („Chinatown“). In der Tat könnte man sich Dave Graney gut vorstellen als stoischen Cop mit Vergangenheit oder verschlagenen Gangster-Loser, der vergeblich hoch hinaus will. Von US-Kultur ließ sich der Australier stets inspirieren, die Akzente aber haben sich im Laufe seiner Solo-Karriere nach dem Split der Moodists verschoben.
Der Roots-Spurensuche entsagte
Graney spätestens mit der veritablen Mini-Oper Jtight Of The Wolverine“ (so auch der Titel des 96er-Albums). Die Coral Snakes als Begleitband wurden sodann in die Wüste geschickt, das Ganze mutierte zur Show. Was mehr hat als Symbol-Charakter. Im schwül-schillernden „Death By A Thousand Sucks“ etwa lädt Graney zum minimalistischen Mitternachts-Theater und schlürft dabei so schön wie sonst nur Hannibal Lecter. Das auffalligste Stück des Album bestreitet er – wie auch sechs weitere – im Multiinstrumental-Duo mit Cläre Moore. Seine treue Gefährtin seit Moodists-Tagen hat auch einen Solo-Spot („Don’t Be True“) und entdeckt in „Out Of The Loop“ sogar ihre Qualitäten als human beatbox.
Doch auch in voller Quintett-Besetzung besteht die Dave Graney-Show. Akustisch swingend werden die A&R-Etagen der „Melbourne Mafia“ verhöhnt, Gitarrist Stuart Perera darf seine Mick-Ronson-Memorial-Rifls durch hymnischen Pop jagen („Drugs Are Wasted On The Young“). So erfrischend breit das stilistische Spektrum sein mag, so sicher Graney darin mit dunklem, ironischem Raunen als charismatischer Strippenzieher und Gelegenheits-Crooner agiert: In der zweiten Hälfte geht „Kiss Tomotrow Goodbye“die kompositorische Puste aus.