Zum Tod von Ray Manzarek – Reiter des Sturms
Der prägende Organist der Siebziger drückt nun seine Tasten zwischen Himmel und Hölle. Zum Tod von Ray Manzarek, Keyboarder der Doors.
Bereits um kurz nach Mitternacht, genauer gesagt um 00:02 Uhr Mitteleuropäischer Zeit (MEZ), mailte unser allzeit bereiter Grafiker Klaus Kalaß folgende Trauerbotschaft: „Ray Manzarek ist gestorben. 0 Uhr, also noch mal alle Platten durchhören!“ Der stilbildende Organist und Mitbegründer der Doors erlag in einer Klinik im bayerischen Rosenheim einem Krebsleiden an der Galle, wie sein Manager Tom Vitorino umgehend bekannt gab.
So war es kein Wunder, dass die Radio-Frühprogramme heute morgen den vielleicht prägnantesten Orgel-Song der Doors, „Light My Fire“, rauf und runter spielten. Gleichwohl von Gitarrist Robby Krieger geschrieben, hüpften die Töne von Mazareks Elektroorgel Vox Continental nirgendwo so Rattenfänger-gleich wie hier. Ein Rhythmus, wo jeder mit muss! Die tiefen Rhythmus-Töne der Bass-losen Doors unterstützte Ray Manzarek beim Liveprogramm, in dem er mit der linken Hand sein Fender Rhodes Bassklavier bediente.
Der US-Autor Greil Marcus erinnert in seinem gerade auf deutsch erschienenen Essayband „The Doors“ (siehe unsere Ausgabe 05/2013) an den legendären „Light-My-Fire“-Auftritt in der legendären TV-Show von Ed Sullivan: „Hört mal, Leute, ich möchte, dass ihr ein nettes LÄCHELN zeigt, wenn ihr da raus geht“, sagte Ed Sullivan, am 17. September 1967, kurz bevor die Doors vor die Fernsehkameras treten sollten, um „Light My Fire“ zu spielen. „Es macht keinen Sinn finster zu sein. Wisst Ihr, was ich meine?“ „Aber wir sind eine finstere Gruppe, Ed“, sagte Ray Manzarek.
Doors-Drummer John Densmore verkündete in einer von der New York Times kolportierten Rundmail: „Es gab keinen Tastenmann auf diesem Planeten, der mehr dazu geschaffen war, Jim Morrisons Texte rüberzubringen. Ray, wir waren musikalisch komplett auf einer Wellenlänge. Als wären ein und dasselbe Gehirn, haben wir die Grundierung für Robby geschaffen, während Jim über all dem schwebte. Ich werde meinen Musikbruder sehr vermissen!“
Gemeinsam mit der 1971 verstorbenen Ikone Jim Morrison hatte Manzarek die Band im Jahr 1965 in Los Angeles gegründet. Bereits das Debutalbum „The Doors“ traf 1967 (mit dem Überhit „light My Fire“) den psychedelischen Zeitgeist, stieg auf Nummer Eins der Billboard-Charts und wurde zum Soundtrack des Summer of Love und der Anti-Vietnamkrieg-Bewegung.
Manzarek wurde am 12. Februar 1939 in Chicago geboren und wuchs dort in der rauen South Side auf. Beim Studium an der University of California zwischen 1962 und 1965 traf er den Freizeit-Poeten Jim Morrison, der später zu seinem Frontmann werden sollte. Die weithin bekannte Karriere der Doors endete unweigerlich mit dem Tod von Jim Morrison am 3. Juli 1971. Auch wenn Manzarek alles darauf setzte, die Band zumindest formal zusammen zu halten. Spätere Rechtstreitereien mit Drummer John Densmore über die Verwendung des Bandnamens bildeten den unschönen Part der Doors-Saga.
In den Hochzeiten des Westcoast-Punks produzierte Manzarek 1980 das Album „Los Angeles“ der South-Cal-Punk-Ikonen X. Sein letztes Studioalbum entstand im Jahr 2011 zusammen mit Slide-Gitarrist Roy Rogers. „Er ist immer an seine Grenzen gegangen“, wird Rogers zu Manzareks Ableben von der „New Times Times“ zitiert.
Der prägende Organist der Siebziger drückt nun seine Tasten zwischen Himmel und Hölle.