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Dire Straits und „Brothers In Arms“: Them guys ain’t dumb

Die National Steel Guitar in den Wolken, Fantastilliarden verkauft: Bei „Brothers in Arms“ von Dire Straits erinnert sich Arne Willander an eine Musik, die mithalf, die 80er-Jahre zu definieren.

Dass es so etwas mal gab! „Brothers In Arms“ war die in Großbritannien meisterverkaufte Platte aller Zeiten, was bedeutet: vor „The Dark Side Of The Moon“. Sie war 1985 ÜBERALL auf dem ersten Rang der Album-Charts. Sie war jahrelang in den Beliebtheits-Polls der Musikzeitschriften. Die Dire Straits unternahmen eine Welttournee mit mehr Konzerten, als Mumford & Sons sich überhaupt vorstellen können. Zwischendurch traten sie bei beim Live-Aid-Festival auf, sie waren die erfolgreichste Band des Planeten – und hinterließen keinen Eindruck.

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Aber sie hinterließen NIE einen Eindruck außer dem, dass Mark Knopfler schüttere lockige Haare hatte UND ein Stirnband trug. Sie mussten keinen Eindruck hinterlassen, denn „Money For Nothing“ war ÜBERALL. Das Video zu dem Song war der Inbegriff von Video. Und der Song HANDELT von MTV und verhöhnt den Kleine-Leute-Traum vom Rockstar-Leben: „Money for nothing and your chicks for free.“

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Sting, der Rockstar Sting, singt: „I want my MTV/ I want my MTV.“ Er hatte angeblich in derselben (wahrscheinlich irischen) Landschaft Urlaub gemacht wie Knopfler und die Einladung angenommen, bei einem Stück mitzusingen. Beide Männer waren früher Lehrer. Eine Lehrerkonferenz brachte also den mustergültigen Song der 80er-Jahre hervor: Zwei Rockstars, die einmal Lehrer waren und jetzt Rockstars sind, singen über Menschen, die Rockstars sein und die chicks für umsonst haben wollen: „Now that ain’t workin‘, that’s the way you do it/ Lemme tell you them guys ain’t dumb (…) We gotta move these refrigerators/ We gotta move these colour TV’s, Lord.“

Knopfler und Sting singen das aus einer überlegenen Position, könnte man sagen – aber der Text ist reiner Randy Newman, er ist das letzte Wort zum Rock’n’Roll, er MUSS von Rockstars gesungen werden. Das ist seine Perfidie, das ist seine Größe.

Aber natürlich war das egal, niemand wollte es genau wissen, denn Mark Knopflers Gitarrenriff propellerte „Money For Nothing“ in jedes Radio und auf MTV (die fanden es natürlich geil, dass sie in dem Lied vorkamen). Es ist ein unwiderstehliches Riff, wahrscheinlich hatten es schon Johnny Winter gespielt, Jimmy Page, Ry Cooder, Eric Clapton und Angus Young und Muddy Waters und Leslie West auch – aber jetzt war es so da, wie niemals ein Riff dagewesen war. „Brothers In Arms“, das wurde gleich mitgeteilt, wurde DIREKT für die CD produziert, weshalb die Songs auf der CD länger sind als auf der LP. „Why Worry“ ist viel zu lang – aber die acht Minuten von „Money For Nothing“ sind unglaublich: Sting wimmert noch zwei Minuten „I want my MTV“.

Vintage Rock? Classic Rock? Dad Rock?

Dennoch war nichts überraschend an dem Triumph der Dire Straits: Schon „Love Over Gold“ (1982) war märchenhaft erfolgreich und das paradigmatische Album diesseits von „Thriller“. Knopfler verquickte sein umfassendes Wissen von der Musik mit der Liebe zu den Songs von Bob Dylan, Bruce Springsteen und Willy DeVille, die für sich genommen besser waren, aber niemals so bezwingend und allgegenwärtig.

Das Georgel und der Text von „Walk Of Life“ sind Springsteens „Glory Days“, so wie Knopflers „Telegraph Road“ eine Variation über „Thunder Road“ ist. „So Far Away“, der erste Song (und die erste Single) von „Brothers“, ist ganz und gar Willy DeVille (dessen Album „Miracle“ zwei Jahre später von Knopfler produziert wurde). Und „Ride Across The River“ ist Dylan pus Irland. Oder Schottland. „Brothers In Arms“ gilt natürlich als das, was heute „Vintage Rock“, „Classic Rock“, „Dad Rock“ genannt wird, aber Knopflers Lieder sind viel reicher in ihrer eklektischen Textur. „Your Latest Trick“ hat Knopfler wunderbar fein ziseliert, und das Saxofonspiel ist NICHT Classic Rock.

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So lang die Songs sind – einer ist nicht lang genug. „Brothers In Arms“, eine der berückendsten Balladen der Rockmusik, ein zum Sterben schöner Schmachtfetzen, hat noch auf der Edition zum 20. Jubiläum des Albums ein Fade-out, das ein Ad infinitum sein müsste. Die Dire Straits gibt es schon lange nicht mehr, aber Knopfler spielt dieses Ewigkeitslied noch immer bei jedem Konzert. Und Steine weinen.

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