Zum Eurovision Song Contest: Das verschollene Lena-Interview

„Eklig, aber geil“: Zum Eurovision Song Contest enthüllen wir das verschollene Lena-Interview. Wie war Lena Meyer-Landrut nochmal früher, bevor der Grand-Prix-Hype losging? Wir führten im Februar 2010 ein Interview mit ihr – das nie erschien. Bis jetzt.

Die Spannung steigt – und egal, wie sich Lena Meyer-Landrut am Samstag beim Versuch der Titelverteidigung im Eurovision Song Contest schlägt: Wenn es vorbei ist, wird eine gewaltige Aufmerksamkeitslast von ihr abfallen. Derzeit hetzt sie noch als Mädchen für alles durch die Studios, muss auf Booten und in Autos posieren und viele, viele Fragen beantworten.

Zu viele vielleicht. Am Tag vor dem Wettbewerb diskutiert die Netzgemeinde, ob Lena im ARD-Interview gemein und hochnäsig zu Frank Elstner war. Fast wehmütig erinnern wir uns da an ein Gespräch, das der ROLLING STONE im Februar 2010 mit ihr führte. Damals stand noch nicht mal ihr Sieg in Stefan Raabs Castingshow fest – zu ahnen war er aber schon.

Das Interview ist nie erschienen – bis jetzt. Hier die besten Fragen und Antworten von damals: Lena, The Early Years.

(Das Gespräch wurde im Februar 2010 am Telefon geführt)

ROLLING STONE: Lena, bei den bisherigen Shows haben Sie viel Lob bekommen, auch von prominenten Juroren wie Westernhagen und Nena. Wie gehen Sie damit um?
Lena: Ich nehme die Komplimente auf jeden Fall ernst. Obwohl sie mich oft ein wenig überfordern. Ich regle das einfach so für mich: Ich packe mir das ganze Lob ein, und beizeiten, wenn ich es dann zur Ermutigung brauche, packe ich es wieder aus.

Ist das Ihre erste Casting-Show?
Ja. Ich war nie so heiß darauf, an so etwas teilzunehmen. Es war auch eine relativ spontane Entscheidung – einfach mal gucken, was geht und was nicht. Deshalb habe ich auch nicht damit gerechnet, dass ich überhaupt weiterkomme. Das war eine Undercover-Aktion, von der ich keinem meiner Freunde erzählt habe. Wäre ja furchtbar gewesen, wenn alle mitkriegen, dass ich da hingehe und gleich rausfliege. Dann wären alle gekommen und hätten gesagt: „Aber Leeeeeena, wir finden dich trotzdem toll!“ Schrecklich.

Ist das unter jungen Leuten mittlerweile normal, dass man sich bei verschiedenen Shows bewirbt, um mal irgendwo weiterzukommen?
Nein, das ist in meinem Freundeskreis die Ausnahme. Vielleicht ist das anderswo auch anders.

Mit Songs von Kate Nash und The Bird & The Bee, die sie für Ihre bisherigen TV-Auftritte gewählt haben, haben Sie ja auch einen ungewöhnlichen Musikgeschmack bewiesen.
Dazu muss ich sagen: Früher war ich der totale Musik-Rowdie! Meiner Mutter bin ich sicher unglaublich auf die Nerven gegangen, als ich in der ersten, zweiten Klasse „Fette Fete“ von den Schlümpfen rauf- und runtergehört habe. Die ersten Popsänger, die ich gut fand, waren Sasha und Marlon, der den Hit „Lieber Gott“ hatte. Das war auf Bravo-Hits 43 oder 34, die lief auch stundenlang bei mir, Tag und Nacht.

Wie entdecken Sie heute Musik?
Ich tausche viel Musik mit meinen Freunden, teilweise auch mit Älteren, die mich für vergrabene Schätze begeistern. Wir sitzen zusammen und spielen uns das gegenseitig vor – klingt vielleicht seltsam, aber so läuft das. Ich höre total gern und oft CDs. Ich bin viel zu blöd, um mir irgendwas aus dem Internet runterzuladen.

Aber damit sind Sie nicht besonders repräsentativ für Ihre Altersgenossen.
Wenn man heute Jugendliche fragt, welche Musik sie hören, antworten 80 Prozent von ihnen: Elektro. Die meinen dann so Disco-Remixe, House, David Guetta und so. Die Sachen, die in den City-Discos kaufen, weil da eben viele hingehen und sich das anhören. Da muss ich leider sagen: Das mag ich überhaupt nicht gerne.

Was mögen Sie denn?
Da gibt es sehr viel: Minimal und Techno, elektronisch angehauchten Pop, Beady Belle zum Beispiel. Auf der anderen Seite liebe ich Singer-Songwriter, Jazz, Miles Davis und so weiter. Wenn ich in der Stimmung bin, höre ich auch afrikanische Volksmusik. Ich bin da sehr offen. Après-Ski-Musik und Schlagerscheiße mag ich dagegen überhaupt nicht, egal, wie besoffen ich bin. Gott sei Dank war ich noch nie beim Skifahren.

Haben Sie dieses Musikinteresse und Talent geerbt?
Eher nicht. Meine Eltern mögen zwar Musik, meine Mutter ist zum Beispiel ein riesiger Billy-Idol-Fan. Aber sie spielen beide kein Instrument, können auch nicht singen. Ich weiß nicht, woher das bei mir kommt. Vielleicht war ich in meinem früheren Leben ein großer Musiker! (lacht)

Ihr erstes Konzert?
Britney Spears, in der TUI-Arena in Hannover. Da hatte ich einen Sitzplatz, weil ich mit acht noch zu klein zum Partymachen war. Aber es war ziemlich geil. Dann Spice Girls, dann lange nichts, dann nur noch gute Sachen. Peter Fox zum Beispiel, das war ein richtig fettes Konzert. Und Bonaparte – das war außergewöhnlich. Da habe ich so viel geschwitzt, dass ich hinterher aussah, als käme ich aus der Dusche. Ich konnte meine Sachen auswringen! Das war eklig, aber geil.

Haben Sie sich je für den Eurovision Song Contest interessiert?
Als Kind noch am ehesten, weil man da ja mit Oma vor dem Fernseher saß. Zwischendurch eher weniger, da war das nicht besonders cool. Vor den TV-Shows habe ich mich natürlich informiert und das ein wenig nachgeholt.

Und wer hat Sie da beeindruckt?
Lordi! Mit der Musik kann ich überhaupt nichts anfangen, aber wie sie das inszeniert und aufgeführt haben – das hatte eine gewaltige Anziehungskraft! Deshalb haben so viele für sie gestimmt, weil die Performance eben so außergewöhnlich und fesselnd war. Da haben sicher auch viele angerufen, die die Musik eigentlich doof fanden.

Nehmen wir an, Sie würden es zum Grand Prix schaffen – wie würde Ihre Vorstellung aussehen? Würden Sie mit Federn auf dem Kopf auftreten?
Nein, bitte nicht. Keine Federn.

Ein anderes Kostüm für Lena?
Nein. Es muss stimmig sein, alles muss passen. Eine Band, ein bisschen Licht. Und ich ziehe das an, was ich auch sonst anziehen würde. Wenn man verkleidet ist, muss man auch zwangsläufig eine Rolle spielen. Und das ist mir zu anstrengend. Darauf habe ich keinen Bock.
 

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