Zum 70. Geburtstag von Udo Lindenberg: Die ewigen Udo-Platten
Arne Willanders Auswahl essenzieller Lindenberg-Werke.
Lindenberg (Telefunken, 1971)
★★★
Udo, der Hippie: Mit notdürftig angeeignetem Englisch und zartnöliger Stimme singt Lindenberg drollige Weisen wie „It Is Alright Again“ und versteigt sich im Stil der Zeit zu den verzupften, erratischen Schwulst-Suiten „Paradise Now“ (8:56 min) und „The Children Of Your Children – Won’t Even Know Your Name“ (11:37 min).
Daumen im Wind (Telefunken, 1972)
★★★★
Die „Children“ der ersten Platte sind jetzt „Die Kinder deiner Kinder“, die Songs sind kürzer und konziser, Udo hat das Deutsche und Maritime entdeckt („Hoch im Norden“). Das „Alkoholmädchen“ („Ich machte mir nichts aus Alkohol/ Doch du warst dauernd voll“) setzt den Ton für den künftig patentierten romantischen Udo-Blues.
Alles klar auf der Andrea Doria (Telefunken, 1973)
★★★★ 1/2
Der Udo-Knall: Im Hamburger Onkel Pö ist Lindenberg der Kapitän mit seinem Panikorchester Steffi Stephan, Karl Allaut, Thomas Kretschmer und Gottfried Böttger, plötzlich ist er auch witzig und hat das Schnodderisch erfunden: „Nichts haut einen Seemann um“, „Dr. Chicago“, „Cello“. Und die sehr einfache Einfachheit von „Wir wollen doch einfach nur zusammen sein (Mädchen aus Ost-Berlin)“.
Ball Pompös (Telefunken, 1974)
★★★★ 1/2
Die Udo-Formel: Udo variiert die Dixieland-Bläser-Passage von „Andrea Doria“, die Nummer ist „Johnny Controlletti“, der Kinderchor ist auch wieder dabei („Honky Tonky Show“), Gottfried Böttgers Klimperpiano, der schwere Bluesrock, dazu „Rudi Ratlos“, Inga Rumpf und Otto Waalkes aus der Hamburger Nachbarschaft.
Votan Wahnwitz (Telefunken, 1975)
★★★★ 1/2
Orchester, Big Band, „Shaft“-Funk, Boogie-Woogie-Bluesrock: Der Dirigent liebt die Sopranistin mit den großen Brüsten, die begehrt aber den Herrn vom Ballett, der ist sehr nett und tanzt ihr den sterbenden Schwan. Außerdem „Daniel’s Zeitmaschine“ (korrekt mit falschem Apostroph) und „Das kann man ja auch mal so sehen“. Deutsches Kulturerbe.
Livehaftig (Telefunken, 1979)
★★★★
Ein exemplarisches Live-Album – süffige Konzertaufnahmen mit Panikorchester und „Peter Her- bolzheimers Pustebläsern“, so Lindenberg. Neben „Johnny Controlletti“, „Rudi Ratlos“, „Andrea Doria“ und „Elli Pyrelli“ gibt es Lindenbergs Versionen von „Penny Lane“ („Reeperbahn“) und „Sympathy For The Devil“ („Sympathie für den Teufel“), außerdem „Johnnie B. Goode“ und „Hoochie Coochie Man“.