Zukunftsmusik – Der urbane Indie-Pop des Norman Palm

Am Anfang waren Cyndi Lauper und The Cure: „Girls Just Wanna Have Fun“ und „Boys Don’t Cry“, Mädchen und Jungs, ausgelassenes Gelächter und zurückgehaltene Tränen. Der Berliner Songwriter Norman Palm kennt diese Stücke seit seiner Kindheit, und im letzten Jahr hat er sie für seine erste Single neu eingespielt. „Für mich sind das zwei der bedeutendsten Gender-Statements im Pop“, behauptet der 27-Jährige und singt „Boys Don’t Cry“ aus genau diesem Grund so betont unmännlich und gefühlvoll, dass das Original dagegen fast ein wenig unbeholfen wirkt. Der Song findet sich auch auf Norman Palms Debüt-Album „Songs“. Der schlichte Titel passt prima zur puristischen Instrumentierung. Die meisten Lieder werden von akustischer Gitarre und Gesang getragen. Nur sehr selten schaut mal ein Piano oder ein Bass herein. Das hört sich jetzt vielleicht ein wenig an wie die introvertierte Wald-und-Wiesen-Seligkeit des Folk, doch dazu sind die Songs zu postmodern und urban: „Meine Lieder drehen sich auch nicht nur um mich, sondern sind für alle gemacht im Prinzip ist das Pop.“ Indie-Pop im ursprünglichsten Sinn: Norman Palm und sein Label Ratio Records verzichten auf einen professionellen Vertrieb. Das aufwendig gestaltete und handnummerierte Album ist nur in ausgewählte Buch-, Musik- und Mode-Läden erhältlich oder bei www.normanpalm.com. Ansonsten gibt es „Songs“ auch als digitalen Download. Doch es lohnt sich, nach dem physischen Tonträger zu suchen, denn als Designer für visuelle Kommunikation hat Palm ein hervorragendes Gespür für die optische Präsentation seiner Musik: „Songs“ ist ein prächtiges Hardcover-Bilderbuch mit CD. Jeder einzelne Song wird in einem eigenen Kapitel visuell umgesetzt, mit Fotos, Zeichnungen und grafisch gestalteten Texten.

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