Zeit fürs Revival
Erasure sind zurück, bestreiten aber, die Eighties aufleben lassen zu wollen
Allerfeinstes Gebäck und edle Pralinees in Silberschälchen, köstlicher Kaffee aus Meißener Porzellan. Andy Bell fühlt sich wohl und vergisst sogar, seinen kleinen Finger abzuspreizen. Nein, einem etwaigen Revival der Eighties wolle weder er noch sein Partner Vince Clarke mit dem neuen Erasure-Album „Loveboat“ Vorschub leisten, „wenngleich ich natürlich nicht zu denen gehören kann, die dem Jahrzehnt nun hinterherspucken“.
Immerhin habe es ja damals die Eurythmics und Depeche Mode und Soft Cell und sein erstes Rendezvous bei einer Audition mit Vince gegeben, „das waren schon magische Momente. Und ich muss diese Zeit auch gar nicht hassen, weil ich ja nie ein Jünger des New Romantic gewesen bin. Als Schwuler aus einer Kleinstadt besaß ich eine gesunde Phobie allem Pathetischen und Pompösen gegenüber.“
Beides so verflixt definitionsbedürftige Begriffe, finden wir. Findet Partner Andy Bell aber gar nicht. Schlechte Musik ist für den überaus freundlichen Briten leicht auszumachen. „Wenn Musiker anmaßend werden und Fake am laufenden Band produzieren, dann muss man sie nicht mögen. Ich zum Beispiel habe erst den Britpop und danach die Spice Girls nicht gemocht“
Also doch Zeit fürs Revival? Andy Bell winkt empört ab, das sei doch wieder nur Gerede von Medien und Industrie, „die sind ja dermaßen faul, dass ihnen nur die letzten untergegangenen Melodien einfallen, wenn sie mangels echter Neuheiten wieder mal was aufwärmen müssen. Die hätten stattdessen besser mal in den Fifties oder den Twenties nachgucken sollen!“
Okay, da hätten Andy und Vince natürlich aber mit gutem Beispiel vorangehen können.