Zehnjahresplan

Mit Satellite Party will Perry Farrell mehr als Dance-Rock machen. Die Welt muss noch gerettet werden.

Perry Farrell hat keine Ideen, er hat Visionen. Ob als Sänger oder Songschreiber, Lollapalooza-Festival-Gründer oder Familienvater – hinter all seinen Abenteuern steckt ein großes Konzept. Das jüngste heißt Satellite Party, das Album dazu „Ultra Payloaded“. Und das Ziel ist: Revolution. Keine schnöde musikalische, sondern eine ökologische. Gemeinsam mit der Organisation „Global Cool“ will der 48-Jährige die Erderwärmung stoppen, und zwar in genau zehn Jahren. „Das ist gar nicht viel, wenn man bedenkt, dass die industrielle Revolution 150 Jahre gedauert hat. Zehn Jahre Kampf, aber ein guter. Wir werden das spielerisch angehen. Nicht bloß Politiker involvieren, sondern Philanthropen und Investoren. Die Industrie wird sogar davon profitieren – weniger Energie verbrauchen, also Geld sparen, und mehr Produkte verkaufen. Konsumdenken und Kapitalismus können die Welt retten.“ Deshalb trifft sich der scheinbar so versponnene Farrell mit Politikern wie Tony Blair und Investment-Managern wie Stanley Fink, die seine Bewegung unterstützen. „Die Aufgabe der beteiligten Künstler ist es, das alles cool aussehen zu lassen, spaßig und und war von dem schüchternen Virtuosen angetan: „Ich werfe Menschen nie ihre Vergangenheit vor- man ist nicht immer sofort cool. Man braucht Raum und Zeit, um sich zu entwickeln.“

Was auch für „Ultra Payloaded“ gilt. Dreijahre hat Farrell an dem Konzept gearbeitet, an Artwork. Internetpräsenz, Marketing und den Sounds. Der Freizeit-DJ ist inzwischen ProTools-Experte, aber auf „echte“ Musiker würde er nie verzichten. Die Kollegen von Thievery Corporation hat er deshalb eingeladen, Flea und John Frusciante von den Chili Peppers, Fergie und Peter Hook. Und dann singt auch noch Etty Farrell mit, Perrys Ehefrau. Die Primaballerina tanzte schon auf der 97er Tournee mit Jane’sAddiction, jetzt haben die beiden zwei Söhne. Und der sonst so selbstbewusste Farrell kann sein Glück kaum glauben. „Sie ist ganz anders als ich – so konzentriert und entschlossen. Eben eine Tänzerin aus Hongkong, und dann bin da ich: nicht so makellos, nicht gerade heilig. Aber ich schätze, ich kann charmant sein und ein süßer Mann, wenn ich will, und auch ein engagierter Vater. Das ist wie bei allem, das ich kreiere: Ich strebe immer nach etwas Höherem, das fast über mein Begriffsvermögen hinausgeht. Jetzt ,entwerfe‘ ich diese jungen Männer, die Botschafter des guten Willens werden sollen. Ich liebe es, ein großer Familienvater zu sein – ebenso sehr, wie ich gern dieser wilde Typ war, in einem alten Van mit Crackheads haust. Das war aufregend, aber für so was habe ich keine Zeit mehr.“ Schließlich will die Welt gerettet werden.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates