Zapfenstreich: Diese Lieder wünscht sich Angela Merkel
Unvergessen, als Gerhard Schröder zu den Klängen von „May Way“ auf dem Rathausplatz Hannover die Tränen in den Augen standen. Wie emotionale wird Angela Merkel reagieren?
Am Donnerstagabend (2. Dezember) wird Angela Merkel mit dem Großen Zapfenstreich aus dem Amt der Bundeskanzlerin verabschiedet. Wegen der Corona-Bestimmungen findet die Ehrung im kleineren Format statt als sonst: vor rund 200 Gästen auf dem Hof des Verteidigungsministeriums. Für die Zeremonie nach sechzehn Jahren an der Spitze der Bundesregierung durfte sie wie ihre beiden Vorgänger eine Auswahl von drei Stücken treffen.
Rote Rosen für die Kanzlerin
Zum Einen wünscht sich Merkel das Schicksalslied von Hildegard Knef: „Für mich soll’s rote Rosen regnen“. Der Gassenhauer handelt von den großen Träumen und Sehnsüchten an die Welt: „Mit 16, sagte ich still / Ich will, will alles oder nichts / Für mich soll’s rote Rosen regnen / Mir sollten sämtliche Wunder begegnen / Die Welt sollte sich umgestalten / Und ihre Sorgen für sich behalten“. Die Sängerin sagte einst über ihr Chanson: „Das habe ich einmal in einem Moment absoluten Größenwahns geschrieben. Das ist ja wirklich ein hoch aggressives Lied: ‚Für mich soll es rote Rosen regnen und was den anderen passiert, ist mir eigentlich so ziemlich egal.‘“
Ein Stück weit zeigt ihre Auswahl, wer sie ist
Zum Anderen wäre da das im Jahre 1771 von Ignaz Franz verfasste ökumenische Kirchenlied „Großer Gott, wir loben dich“ – häufig gesungen bei freudigen Anlässen oder Dankgottesdiensten, etwa zum Jahresende. Als eines von wenigen ursprünglich katholischen Liedern findet es auch Einzug in evangelische Gottesdiensten. Eine Auswahl also, die nicht verwundert: Merkel ist Protestantin.
In ihrer Liste findet sich auch ein Hinweis auf ihre Herkunft – und ihren Humor: „Du hast den Farbfilm vergessen“ war der größte Hit von Nina Hagen in der DDR. Darin verhandelt die „Godmother of Punk“ einen verpfuschten Ferienaufenthalt auf der Ostseeinsel Hiddensee mit ihrem Partner Michael. Grund der Verstimmung: „Micha“ kann das Urlaubsgeschehen nur in Schwarz-Weiß fotografieren, weil er keinen Farbfilm mitgebracht hat. Die Kanzlerin verbrachte ihren Urlaub im Übrigen gerne mit ihrem Mann Joachim Sauer in Südtirol. Auch von ihren Ferien sind zumindest der Öffentlichkeit kaum Fotos bekannt – war die 67-jährige doch stets darauf bedacht, ihr Privatleben penibel abzuschirmen.
Schröder standen einst die Tränen in den Augen
Erst seit 1998 werden Bundeskanzler zum Amtsabschied mit dem Großen Zapfenstreich geehrt. Für die höchste Auszeichnung, die deutsche Streitkräfte einer Zivilperson zuteilwerden lassen können, wünschte sich Helmut Kohl für seine Zeremonie vor dem altehrwürdigen Kaiserdom in Speyer „Des Großen Kurfürsten Reitermarsch“, den Choral „Nun danket alle Gott“ und Beethovens „Ode an die Freude“ – die Europahymne.
Gerhard Schröder ließ im Jahre 2005 „Summertime“ aus der Oper „Porgy and Bess“ spielen, anschließend „Die Moritat von Mackie Messer“ aus Bertolt Brechts „Dreigroschenoper“ und „My Way“. Unvergessen, als ihm zu den Klängen von Frank Sinatras Klassiker auf dem Rathausplatz Hannover die Tränen in den Augen standen.
Die metaphorische Kraft der Musik
Auch die Serenaden-Wünsche von verschiedenen Bundesminister*innen und Bundespräsidenten lassen auf ihre jeweilige Laufbahn und Charakterzüge schließen: Horst Köhler entschloss sich zu seinem Zapfenstreich für den „St. Louis Blues“, geschrieben vom „Vater des Blues“ WC Handy. Karl-Theodor zu Guttenberg wählte unter anderem „Smoke on the Water“ von Deep Purple, Joachim Gauck entschied sich für die Wende-Hymne „Über sieben Brücken musst du gehen“ von Karat und Ursula von der Leyen verabschiedete sich mit „Wind of Change“ von den Scorpions aus dem Amt.