Roger Waters und Sekundant Yusuf Islam: Kontroverses Kirchenkonzert für Palästina
Aufregung in St. Pancras. Der Mitbegründer von Pink Floyd spielt „Wish You Were Here“ mit einer neuen Botschaft
Prominentes Kirchenkonzert im Londoner Norden. Roger Waters, Yusuf Islam (vormals Cat Stevens) und der Aktivisten-Rapper Lowkey stiegen am letzten Freitag (21. Juni) für die internationale Protest-Organisation „Stand Up For Palestine“ in den Ring.
Entbunden von allen Tour- und Album-Pflichten spielte Waters in der St. Pancras Church eine spezielle Version von Pink Floyds „Wish You Were Here“ und seinen weiterhin nicht offiziell veröffentlichten Song „The Bar“, den er seit 2022 auf seinen Tourneen aufführt. „The Bar“, das von Tragödien aus dem Vietnamkrieg und der Land-Enteignung der Lakota-Indianer handelt, diente hier als Chiffre für Waters Palästina-Engagement.
Der Konzert-Reigen war eine Mischung aus Benefiz-Veranstaltung unter dem Motto „Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit für Palästina“ und Wahlkampf-Party zur Unterstützung von Andrew Feinstein. Dieser tritt als unabhängiger Kandidat gegen den Vorsitzenden der Labour-Partei, Sir Keir Starmer, im Bezirk Holborn und St. Pancras für die britischen Parlamentswahlen am 4. Juli 2024 an.
Vor dem Gotteshaus versammelten sich Demonstranten mit Union Jacks und Israel-Flaggen. Auf einer stand zu lesen: „Hey Roger. Leave Us Jews Alone!“. Im Kreis der Protestierenden hieß es, dass Waters komplett inakzeptabel wäre. „Wir wollen London zeigen, dass wir nicht dulden, dass eine Kirche in unserer Stadt einer solch widerlichen Ansammlung von bekannten Judenhassern eine Bühne bietet“.
Drinnen wählte Roger Waters als „Headliner“ seine bekannt expliziten Worte:
„Es wäre ein großes Geschenk für die Menschen in England und auch für die gesamte Menschheit, wenn wir verhindern können, dass der Völkermord-Unterstützter Keir Starmer Premierminister wird.“ Der Vorsitzende der Labour-Partei würde „in einem selbst gewählten Käfig leben, in dem er der herrschenden Klasse gehorcht“.
Yusuf Islam wiederum widmete sein Konzert den Kindern in Palästina und spielte zu Beginn sein eher versöhnliches „Wild World“ vom 1970er-Album „Tea for the Tillerman“ (als er noch Cat. Stevens hieß) Zudem die Songs „All Nights, All Days“ sowie „The Boy Who Knew How to Climb Walls“, mit Anspielung auf den israelischen Betonmauern an der Westbank.
„Wir sind nun auch Teil eines größeren existenziellen Kampfes, und zwar ein Kampf um die Seele der Menschheit.“
Auch Waters stellte seinen Musikbeitrag in den höheren Dienst seiner Mission für Palästina: „Die Leute denken nur zu oft ‚Wish You Were Here‘ wäre ein Klagelied für meinen toten Jugendfreund Syd Barrett“, so die einleitenden Worte, vorgetragen mit entsprechendem Pathos: „Doch, wisst ihr was? Manchmal ist das so, aber nicht heutigen Abend. Der heutige Abend ist für Palästina. Wir sind nun auch Teil eines größeren existenziellen Kampfes, und zwar ein Kampf um die Seele der Menschheit.“
Seine Credo endete mit der expliziten Botschaft für den umkämpften Gaza-Streifen: „Ich bin sicher, dass viele von Ihnen, wie ich, am Rande der Tränen leben. Wir leben am Rande des Unbehagens, am Rande der Tränen – weil wir Mitgefühl für unsere Brüder und Schwestern in Gaza und den anderen besetzten Gebieten in Palästina empfinden.“