Yo, Yeezus sucks!
Bei allem, was einen an Kanye West verwirren und nerven kann, führt in diesem HipHop-Jahr kein Weg an „Yeezus“ vorbei. Es gab kein mutigeres, weiter draußenes und bei aller elektronischen Düsternis mitnehmenderes Album: Alles voll mahlend aggressiver Brummbässe, frei vor sich hin störender Effekte und inspirierter Rhythmen, die sich weit aus dem HipHop ins offene Feld von Bassmusik und EBM wagen.
Solche Aufweichungen als Rettungsmaßnahmen für das Genre zeichneten sich dabei weithin als Trend unter den Besten ab: Danny Brown hat auf seinem dritten Album „Old“ für seine hell und irr quäkenden Raps neben ein paar verhangenen Traditionssamples zahlreiche verhallte, flirrende und zerbeulte Subbässe und Videogamesounds ausgesucht und Leute wie die kanadischen Nebelkerzenpopper Purity Ring und die Londoner R&B-Stepperin Charli XCX geholt; A$AP Rocky rappt auf seinem Majordebüt „Long. Live. A$AP“ bedröhnt – und sogar mit dem Disneyclub-Dubstepper Skrillex – über slomoartige, verrauschte Südstaatenbeats.
Der umtriebige Blu andererseits hat sich auf „York“ entschlossen für die experimentelle Seite entschieden und mit L. A.-Freeformern wie Flying Lotus und Samiyan zusammengetan. Jenseits jeder Produzentenangeberei läuft „York“ über vor bliependen, gurgelnden und pluckernden Modularsynthies, vor flink rasselnden Breakbeats, sturen Housebässen und merkwürdig feuchten Jazzschnipseln, über die Blus offen strömende Texte laufen. Übrigens entstand das Album schon 2011, aber Blu hatte sich durch einen Leak den Majordeal versaut. Nun lohnt allein schon das Coverfoto -New York wird von einem gewaltigen Tsunami überrollt – die Anschaffung der bibliophilen Vierervinylausgabe. Schließlich hat sich auch noch der stets zuverlässige Alt-Traditionelle Ghostface eine besondere Erwähnung für das konzeptuelle „Twelve Reasons To Die“ verdient, worauf er mit dem Produzenten Adrian Younge einen sauber trashigen Italohorrorfilm nach einer Comicvorlage inszeniert, inklusive Cembalos, Harfen und Gothicraunen.
Skippen wir mal zurück: Das Jahr 2013 begann mit einem schick kreischenden Battle um die wahre weibliche HipHop-Repräsentanz New Yorks, mit der die beiden einheimischen Rapperinnen Azealia Banks und Angel Haze ihre vermeintlich anstehenden Alben promoteten. Bis dahin kannte man sie nur von zwei prächtigen EPs. Azealia Banks hatte das klöppelnd abstrakte, housige „1991“ veröffentlicht, Angel Haze war mit den ultrareduzierten HipHop-Drums von „New York“ und den einsamen, beschleunigten Gil-Scott-Heron-Claps des großartigen Titeltracks gestartet. Die Alben jedoch wurden eher beiläufig durch 2013 geschoben und die beiden erinnerten nur mit zwei Singles daran. Diese fielen andererseits immer noch knackig und selbstbewusst genug aus, um sich zum Jahresende auf die beiden zu besinnen. Haze und Banks haben ihre Albenveröffentlichungen nun auf Januar festgesetzt, und man hofft natürlich auch auf ein paar markige Werbeaktionen zur Überbrückung des flauen Starts ins Jahr.