XTC down under
Silverchair-Sänger Daniel Johns und Elektroniker Paul Mac geben als The Dissiciatives Rätsel auf
Auch wenn die Partie Schach, die Daniel Johns und Paul Mac auf dem Cover ihres unbetitelten Debüts spielen, anderes vermuten läßt – ein harter Kampf war ihre Zusammenarbeit nicht. Eher schon ein Spiel ohne Gewinner und Verlierer, ein „mentales Sparring“, bei dem zwei ausgesprochene Eigenbrötler den Spaß an der Kollaboration entdeckten und sich auf unbekanntes Terrain vorwagten: Von einer Kultfigur des australischen Elektronik-Untergrunds (Producer und Remixer Mac) und einem der bekanntesten Rockstars des fünften Kontinents (Silverchair-Frontman Johns, im Foto links) hatte man eine detailverliebte, aber dennoch sehr konzise Pop-Platte in XTC’scher Manier nun wahrlich nicht erwartet.
„Die Platte sollte ein eigenständiges Kunstwerk sein – aber nicht selbstgefällig“, sagt Johns. „Wir wollten Andy Warhols Ideen auf die Musik übertragen: Pop Art im eigentlichen Sinne des Wortes. Eine klar abgesteckte Art der Popmusik, trotzdem interessant und künstlerisch wertvoll.“
An verrückten Ideen mangelte es den beiden dabei nicht, und selbst, daß sie manchmal über das anvisierte Ziel hinausschössen, erwies sich nicht als Problem. „Wir haben uns gegenseitig immer ziemlich genau auf die Finger geschaut“, bestätigt Mac. „Wenn einer über die Stränge schlug, haben wir uns sofort gegenseitig zurückgepfiffen, um nicht von unserer Pop-Disziplin abzuweichen.“
Doch nicht nur das zeugt von großem gegenseitigen Respekt und Vertrauen. Um das Gleichgewicht nicht zu zerstören, setzte Johns seine mit surrealen Metaphern gespickten Texte bisweilen nur als zusätzliches Instrument ein, um so nicht den Fokus von der gemeinsam ausgetüftelten Musik zu nehmen. „On this dark kissed day the light shines through only you/ Or is it because your Silhouette is your frame like an empty window/ Now I got cold time up my sleeve, Fm feeling destitute“, heißt es etwa in „Horror With Eyeballs“ etwas unkonkret.
Da wundert es einen nicht, daß die Musik streckenweise reichlich mysteriös anmutet. The Dissociatives wollen halt nicht verstanden werden, sie wollen einfach nur gefallen.