„Gift: The 4AD Years“ erinnert an die Düsterkraft von Xmal Deutschland

Zum ersten Mal nach über 30 Jahren werden die ersten beiden Alben der geheimnisvollen Goth-Punk-Band aus Hamburg wieder auf Vinyl aufgelegt.

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Xmal Deutschland aus Hamburg hatten zwischen 1983 und 1989 vier Alben veröffentlicht, bevor sie sich auflösten. In den 80ern löste die Band mit ihrer Soundmischung aus Post-Punk, Gothic Rock und Dark Wave vor allem in der britischen Goth-Szene einen riesigen Hype aus. Namensgebend für die Band war eine Abhandlung des kommunistischen Autors Rudolf Leonhard.

„Irgendwann kam es den Leuten so vor, als wären wir einfach verschwunden“, sagt Sängerin Anja Huwe. Und ein wenig war das auch so. 30 Jahre lang gab es die ersten beiden Alben, die bei beim legendären Label 4AD erschienen, nicht mehr auf Vinyl zu bekommen. Nun erscheinen „Fetisch“ und „Tocsin“ und einige EP-Tracks als Teil eines 3xLP-Sets unter dem Titel „Gift“.

Der Sound von Xmal Deutschland war geprägt von einer düsteren, kalten Atmosphäre. Typisch waren die stakkatoartigen, marschierenden Schlagzeugrhythmen, die einen strengen, beinahe maschinellen Charakter hatten. Dazu kam ein markanter Bass, der oft melodisch die Führung übernahm und dabei eine unheilvolle Grundstimmung erzeugte.

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Anja Huwe sang mit schneidender Stimme, die zwischen drängendem Sprechen und klagendem Singen changierte. Die Art, wie sie sang, wirkte in diesem Kontext beinahe fremdartig und bedrohlich.

Xmal Deutschland waren nicht auf den Punkt zu bringen

Das Debüt ordenete sich irgendwo zwischen Bauhaus, The Birthday Party und Joy Division ein. Natürlich nannte man es Post-Punk, aber wie Sängerin Huwe anmerkte, fanden die Punker zu wenig Punk darin und Avantgarde-Musiker zu wenig Avantgarde.

Das Expressive und Rätselhafte der schönen Musik mit ihren sehr abgründigen Texten wurde auf „Tocsin“ noch bewusster herausgearbeitet. Bevor 1984 die Platte erschien, hatte Manuela Zwingmann die Band verlassen. Sie wurde am Schlagzeug von Peter Bellendir ersetzt. Xmal Deutschland wurden von John Peel gelobt und wurden zu Stammgästen im Londoner Goth-Club The Batcave.

4ad/Beggars Group / Indigo

„Am Anfang nahm uns niemand ernst – wir waren einfach ‚diese Mädchen'“, erinnert sich Anja Huwe. „Heute ist es überwältigend von so vielen zu hören, wir hätten sie dazu inspiriert, eine Band zu gründen oder kreativ zu sein. Das gefällt mir. Diese Kraft, die unsere Freundschaft hatte und unsere Ausstrahlung: wir waren stark. Und wir hatten Ideen, die wir rüberbringen wollten… für eine lange Zeit waren wir unaufhaltbar.“

Nach ihrer 4AD-Phase nehmen xmal Deutschland mit „Viva“ und „Devils“ noch zwei weitere Platten auf, bevor sie sich schließlich auflösten. Nach 35-jähriger Pause reüssierte Anja Huwe im letzten Jahr mit dem Soloalbum „Codes“ und ist seitdem auch wieder auf Bühnen zu sehen. Mit der am 09. Mai erscheinenden 3xLP „Gift: The 4AD Years“ wird nun auch intensiv an die bemerkenswerte Hochphase ihrer Band erinnert, die einst mit den Cocteau Twins durch UK reisten und mit den Stranglers im Wembley Stadion spielten.

„Gift: The 4AD Years“: Tracklist

Fetisch

  • A1. Qual
  • A2. Geheimnis
  • A3. Young Man
  • A4. In Der Nacht
  • A5. Orient
  • B1. Hand In Hand
  • B2. Kaempfen
  • B3. Danthem
  • B4. Boomerang
  • B5. Stummes Kind

Tocsin

  • C1. Mondlicht
  • C2. Eiland
  • C3. Reigen
  • C4. Tag für Tag
  • D1. Augen-blick
  • D2. Begrab Mein Herz
  • D3. Nachtschatten
  • D4. Xmas in Australia
  • D5. Derwisch

Incubus Succubus II EP

  • E1. Incubus Succubus II
  • E2. Vito

Qual EP

  • F1. Qual – 12” Remix
  • F2. Zeit
  • F3. Sehnsucht