Xavier Naidoo: Keine Open-Air-Konzerte im Sommer
„Planungsunsicherheit durch andauernde Pandemie“ heißt der offizielle Grund für die Absage. Doch schon vorher waren die Auftritte des Verschwörungserzählers stark umstritten
Die über acht Stationen führende „Hin-und-Weg“-Tour von Xavier Naidoo (50) war bis zuletzt heftig umstritten. Wegen seiner wahnhaft wirkenden Radikalisierung mit wiederholten Postings auf Social Media, die Verschwörungstheorien und rechtsextremes Gedankengut verbreiteten, hatten sich vielerorts Proteste gegen die Konzerte formiert. Jetzt sagte seine Agentur die gesamte Tournee ab – wegen Corona.
„Die bereits mehrfach verschobene Open-Air-Tour 2022 von Xavier Naidoo muss leider aufgrund der andauernden Pandemie und der damit verbundenen Planungsunsicherheit abgesagt werden“ heißt es auf der Website von Live Nation. „Die Entscheidung ist allen Beteiligten schwergefallen, aber trotz sich abzeichnender Öffnungen bleibt ungewiss, ob und in welchem Umfang Konzerte dieser Größenordnung stattfinden können bzw. unter welchen Auflagen.“ Die Tournee soll nachgeholt werden, wenn es wieder eine „verlässliche Planbarkeit“ gibt.
„Ich hoffe, dass wir schon bald alle gemeinsam diese Pandemie überwunden haben und ich meine Tournee dann endlich spielen kann. Halte(t) durch und vor allem haltet zusammen, denn was wir alleine nicht schaffen, das schaffen wir dann zusammen“, zitiert die Meldung Naidoo in einer „persönlichen Stellungnahme“.
„Unerträglich, wenn Xavier Naidoo auf unseren Liegenschaften aufgetreten wäre“
Die Tageszeitung Südkurier dokumentiert die internen Verwerfungen am Spielort In Schloss Salem. Die Markgräflich Badische Verwaltung verteidigte die Durchführung des Konzerts mit dem Hinweis, die Gesellschaft sei stark genug auch „abwegige Äußerungen“ auszuhalten. Dagegen sieht die Landeregierung von Baden-Württemberg als Eigner der Schloss-Anlage den Fall komplett anders. „Es wäre unerträglich gewesen, wenn Xavier Naidoo auf unseren Liegenschaften aufgetreten wäre“, sagte Finanzminister Danyal Bayaz (Grüne) im Südkurier.
Auch an der Seebühne Forggensee im bayrischen Füssen hätte der örtliche Veranstalter den bereits 2019 geschlossen Vertrag am liebsten vorab aufgelöst. „Stand heute würde das Festspielhaus ein Konzert von Xavier Naidoo auf seinem Gelände nicht mehr zulassen und distanziert sich in aller Form von dessen politischen Äußerungen“, wird der dortige Theaterleiter in der Allgäuer Zeitung zitiert.
Inwieweit es zu einem späteren Zeitpunkt wieder große Konzerte mit Naidoo geben wird, bleibt offen. Die Konstruktion einer Sommertour über landesweite Open-Air-Bühnen dürfte passé sein. Mit der nochmaligen, Pandemie-begründeten Verschiebung sind zumindest theoretisch Nachhol-Termine möglich. Ob es jemals wieder dazu kommt, hängt in erster Linie vom Verhalten Xavier Naidoos selbst ab.