Xavier Naidoo: „Auch auf die NPD zugehen – das ist mir alles Wurst“
Xavier Naidoos Auftritt vor systemkritischen und als rechtsextrem geltenden Demonstranten hat mehr als einen schalen Beigeschmack. Vor allem seine Äußerungen im Anschluss und auch jene seines Managements wirken so, als wolle er die Öffentlichkeit bewusst belügen.
Zufällig mit dem Fahrrad in der Nähe gewesen und aus Versehen mit einem T-Shirt, auf dem „Freiheit für Deutschland“ prangte, auf eine systemkritische Montagsveranstaltung geraten? Xavier Naidoos auf Video festgehaltener Auftritt vor den so genannten „Reichsbürgern“ am Tag der Deutschen Einheit (03. Oktober) vor dem Kanzleramt in Berlin gibt weiterhin Rätsel auf. Sein Manangement hatte versucht, den Schaden zu begrenzen und eben jene Erklärung von dem zufälligen Fahrradausflug in die Welt gesetzt.
Naidoo selbst gibt unterschiedliche Motivationen für die Rede zu Protokoll. Laut Management sagte er: „Die Menschen haben mich, als ich im Publikum stand, angesprochen, ob ich etwas sagen möchte, und das habe ich getan.“ Er habe schlicht für den Frieden werben wollen.
Gegenüber dem Südwestrundfunk (SWR) bekannte sich Naidoo allerdings ganz offen zu seinem missionarischen Eifer: „Ich möchte auf Menschen zugehen. Auch auf die ‚Reichsbürger‘. Auch auf die NPD. Das ist mir alles Wurst.“ Wichtig sei ihm, klarzustellen, dass er sich auch in Zukunft „systemkritisch“ äußern wolle. Xavier Naidoo gab schon vor einiger Zeit kund, dass er Deutschland noch immer für ein „besetztes Land“ halte. Zudem veröffentlichte er einen wirren Song gegen Gauck und Merkel.
Allerdings äußerte sich der 43-Jährige auch zu seinem irritierenden T-Shirt. Er habe es angeblich bereits 2011 selbstständig und nur für sich herstellen lassen, trug es auch schon in einer Fernsehsendung. Was weder Naidoos Management noch der Sänger selbst aber aus der Welt schaffen konnten, sind Bilder, die nachweisen, dass Naidoo die Veranstalter auch zu einer antisemitischen Kundgebung am Alexanderplatz begleitete.
Gegenüber der „Hamburger Morgenpost“ deutete Naidoo zudem an, dass es sich bei seiner politischen Einstellungen durchaus um eine Mehrheitsmeinung handele: „Wir brauchen diese Meinungsfreiheit, um unsere doch nicht ganz massentaugliche Meinung zu sagen.“
Spiegel Online hatte zu der Diskrepanz zwischen den Aussagen Naidoos und seinem Management schon vor einigen Tagen festgestellt, dass es naiv sei, wenn der erfolgreiche Musiker und Medienprofi sich ahnungslos gebe: „Dabei ist das, was Naidoo am Freitag über seine gesellschaftspolitische Einstellung sagte, gar nicht neu. Neu ist, dass er sich an die abseits der Massenmedien organisierte Klientel der Geschichtsverdreher, Antisemiten, Nato-Gegner und Rechtspopulisten nun erstmals in der Öffentlichkeit wandte.“
Es bleibt also der Eindruck bestehen, dass Xavier Naidoo die Öffentlichkeit bewusst im Unklaren lässt, was seine tatsächlichen Intentionen betrifft. Gedanken über sein Vorbild Jeus („Er ist auch auf alle Menschen zugegangen“), die Naidoo in diesem Zusammenhang als Motivation geäußert hatte, seine kruden Gedanken unter das Volk zu bringen und auch in Interviews nach der Veranstaltung etwas linkisch zu verteidigen, wirken da nur wie eine Verschleierung für seine vor antidemokratischen Anhängern geäußerte Gesinnung.