Wu Lyf im Interview: Entweder/oder
"Go Tell Fire To The Mountain" ist das außergewöhnliche Debüt der britischen Band WU LYF. Jürgen Ziemer hat mit Sänger Ellery Roberts und Bassist Tom McClung eines ihrer ersten Interviews geführt. Lesen Sie hier das entweder/oder mit der Band.
Wenn der „New Musical Express“ eine neue Band als „fucking amazing“ anpreist, muss das nicht immer stimmen. Diesmal haben die britischen Hype-Experten allerdings recht: WU LYF sind wirklich verdammt aufregend. In der St. Peters Church ihrer Heimatstadt Manchester haben die vier Musiker ein außergewöhnlich vitales Debütalbum eingespielt. Vom Afro-Beat erhitzte Gitarren-Figuren, expressiver Schreigesang und großartige Melodien: „Go Tell Fire To The Mountain“ ist so eigenwillig wie der ausgeschriebene Bandname – World Unite Lucifer Youth Foundation. Bis vor einer Woche haben WU LYF, die ihr Album ohne Plattenfirma veröffentlichen, noch kein einziges Interview gegeben. Heute sitzen mir Sänger Ellery Roberts und Bassist Tom McClung in klassischen Feinripp-Unterhemden von Schiesser gegenüber. Beide Musiker sind gerade einmal Anfang 20.
Luzifer oder Jesus?
Tom McClung: Ich bin ein stolzer Katholik, ich stehe zu Jesus.
Ellery Roberts: Und ich bin stolz darauf, eine Nervensäge zu sein, und nehme Luzifer. Das ist es, was uns als Band ausmacht: Wir kämpfen den Kampf Gut gegen Böse.
Wahrheit oder Lüge?
E.R.: Lebe die Wahrheit und verbreite Lügen! Wenn man ehrlich lebt, kann man sagen, was man will.
Große Plattenfirma oder do it Yourself?
E.R.: Wir brauchen niemanden, der uns sagt, wie wir uns präsentieren sollen und wie wir unsere Songs vermarkten. Freiheit ist uns ebenso wichtig wie kreative Integrität, deshalb besitzen wir alle Rechte an unserer Musik.
Vampire Weekend oder Foals?
C.M.: Wir haben die Schnauze voll vom Discobeat, wie ihn Bands wie die Foals machen Ω wir wollen pop music forever!
E.R.: Vampire Weekend machen Mädchenmusik, aber sie sind immer noch das kleinere Übel.
MP3 oder Vinyl?
C.M.: Ich mag Vinyl viel lieber, es ist wie ein guter Wein im Vergleich zu einer Zweiliterflasche Billigfusel.
Rock oder Pop?
E.R.: Pop! Pop geht so weit, deckt so vieles ab. Wenn ich an Rock denke, dann denke ich an lange Haare und Tätowierungen. Pop ist entschieden vielfältiger und offener, das beweisen Leute wie Kanye West jeden Tag. Pop ist aber auch dadurch definiert, dass es ein großes Publikum gibt. Wir nennen unsere Musik Heavy Pop, weil wir sie mit viel Leidenschaft und Hingabe spielen. Bruce Springsteen ist der Pate des Heavy Pop, der Allergrößte, ein wichtiger Einfluss für WU LYF.
Widerstand oder Zustimmung?
E.R.: Ich finde, es geht im Leben um Bewegung. Und wenn man sich bewegt, dann trifft man eben auch auf Widerstand Ω metaphorisch und physikalisch. Politik ist längst eine ziemlich tote Idee, ich glaube nicht an Parteien oder Bewegungen. Deshalb verstehe ich Widerstand individuell: Ich darf meine eigenen Werte und Ideale nicht verraten durch die Art, wie ich lebe.