Wolfgang Niedecken: Persönliche Erinnerungen an die Kubakrise, die er mit der Ukraine-Krise vergleicht
BAP-Sänger fürchtet, dass sich in die Invasion der Ukraine zu einem europaweiten Krieg ausweiten könnte
Mit seinen bald 71 Jahren hat Wolfgang Niedecken schon viele internationale Krisen erlebt. Nun betrachtet der BAP-Sänger den Angriff Russlands auf die Ukraine – und zieht Parallelen zu den Ängsten seiner Kindheit. Es sind Erinnerungen an die Kubakrise im Oktober 1962, als die Supermächte USA und Sowjetunion kurz vor einem Krieg wegen der geplanten Stationierung von russischen Raketen auf der Karibikinsel standen.
„Ich war damals elf und auf einem Internat“, erzählte Niedecken in einem Gespräch mit der „dpa“ in seiner Heimatstadt Köln. „Und da redeten die Großen plötzlich vom Dritten Weltkrieg. Da hab‘ ich Angst bekommen und an meine Eltern geschrieben.“
Um der Kontrolle der streng katholischen Schule in Rheinbach bei Bonn zu entgehen, nutzte er einen externen Briefkasten. Er habe dieses Schreiben an der Zensur vorbeigeschmuggelt, und verwendete dafür die unabgestempelten Briefmarken seiner Briefmarkensammlung. Seine Eltern bald er darin, ihn sofort abzuholen. Er wollte nicht allein im Internat sein, wenn nun die der Krieg losgehe.
Er wäre eben ein kleiner Junge in Kriegsangst gewesen, der seinen Eltern gesagt hat: „Holt mich hier weg und beschützt mich!“ Diese wären immerhin umgehend ins Auto gestiegen, nach Rheinbach gefahren und hätten ihn beruhigt.
Niedecken erinnert an die vielen schlimmen Kriege, die es seitdem weltweit gegeben hat. Etwa im ehemaligen Jugoslawien und im Irak. Doch anders als der jetzige russische Angriff auf die Ukraine hätten diese nicht die Dimension zu einem europaweiten Krieg gehabt, so Niedecken. Er sei erschüttert über die Skrupellosigkeit von Kremlboss Putin. Angesichts von dessen Lügen laufe es einem kalt den Rücken herunter.
Er wäre nicht in der Position vom Spielfeldrand große Ratschläge zu erteilen. Die Situation sei schwierig genug. Einerseits plädiere er für Entschlossenheit und härteste Sanktionen. Andererseits müsse eine weitere Eskalation in jedem Fall vermieden werden. „Jetzt bloß nicht auf die Scharfmacher hören“, warnte Niedecken. „Das wäre das Allerschlimmste.“ Niedecken hofft zumindest darauf, dass die Einheitslinie der EU-Länder auch weiterhin steht, wenn nun bald zehntausende Flüchtende aus der Ukraine zu uns kommen.