Wolfgang Niedecken fordert mehr Radio-Präsenz für Songs gegen Rechts

Der BAP-Frontmann ist der Meinung: Kritische Musik findet im Radio kaum statt.

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Wolfgang Niedecken hat bei der Verleihung der Radio Regenbogen Awards in Rust klare Worte gefunden: Radiosender und Medien müssten sich aktiver im Kampf gegen Rechtsextremismus engagieren – insbesondere, indem sie mehr gesellschaftskritische Songs ins Programm aufnehmen. „Die Künstler warten ja eigentlich nur darauf, dass man tatsächlich diese Songs auch spielt im Radio“, sagte der 74-Jährige im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. „Aber das passiert ja nicht“, fügte er hinzu.

Wolfgang Niedecken ist schon lange politisch aktiv

Seit Jahrzehnten nutzt Niedecken seine Bühne nicht nur für Musik, sondern auch für gesellschaftliches Engagement. Bereits 1992 organisierte er mit der Initiative Arsch huh, Zäng ussenander (was in etwa bedeutet: Aufstehen und den Mund aufmachen) eine Großkundgebung gegen Neonazis in Köln – über 100.000 Menschen kamen damals, um zu protestieren. Für seinen Einsatz erhielt er 2013 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Aber auch abseits der Musik ist der BAP-Frontmann aktiv: Als Sonderbotschafter der Kampagne „Gemeinsam für Afrika“ setzt er sich für Bildungs- und Hilfsprojekte ein, unterstützt die Kinderhilfsorganisation World Vision im Kampf gegen den Einsatz von Kindersoldaten in Uganda und engagiert sich gegen Prostitution.

Dabei setzt Niedecken bewusst auf gezielte Aktionen: „Wo ich kann, mache ich etwas, ohne mich zu inflationieren – das ist das Kunststück natürlich.“ Doch seine Bilanz fällt kritisch aus. Ohne Unterstützung von außen bleibe vieles wirkungslos: „Die Medien müssen dabei mitspielen.“

Aktionen gegen Rechts – diese Band haben ein Zeichen gesetzt

Ein prominentes Beispiel für musikalisches Engagement gegen Rechts sind Die Ärzte. Ihr Song „Schrei nach Liebe“ aus dem Jahr 1993, der sich explizit gegen Neonazis richtet, erlebte 2015 durch die Aktion „Arschloch“ ein Revival und erreichte dank zahlreicher Unterstützer erneut die Spitze der deutschen Charts. Auch die Die Toten Hosen positionierten sich mit ihrem Song „Sascha … ein aufrechter Deutscher“ klar gegen Rechtsextremismus. Die Erlöse des Liedes wurden an eine Anti-Rassismus-Kampagne in Düsseldorf gespendet.

Mit dem Song „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ hat Danger Dan 2021 ebenfalls ein starkes Statement gegen rechte Umtriebe gesetzt. Der Song ging viral, landete in den Charts – und lief auf zahlreichen Radiosendern. Er trifft einen Nerv zwischen Poetry-Slam, Chanson und Protestlied.