Wo ist zuhause, Sony?
Die Panik in den Sony-Chefetagen war vergangenes Jahr deutlich spürbar. Unsummen hatte man in die neue Spielkonsole Playstation 3 (PS3) investiert, allein Käufer ließen sich für das teure Spielzeug nur mühsam finden. Das Ding hatten einige schon zu Grabe getragen. Mit nachvollziehbaren Argumenten: Zu teuer, zu einfallslos, ärgerliche Technik, kein entsprechender Spiel-Knüller. Überhaupt hätte das Konkurrenzprodukt, Microsofts Xbox 360. teilweise mehr auf dem Kasten – bei weitaus fairerem Preis.
Ein spektakulärer Zusatz muss also her, dachte man sich bei Sony schon vor Monaten, und entwickelte speziell für die PS3 die Internetplattform „Home“, die in diesen Tagen online gehen soll. In dieser „Home“-Welt kann der Nutzer ein zweites Ich erschaffen, durch die Gegend laufen, sich andere Sachen anziehen, kleine Spiele spielen, chatten, eine eigene Wohnung einrichten und überhaupt einige reale und noch viel mehr abstrakte Dinge tun.
Wen das jetzt an die Welt von „Second Life“ („SL“) erinnert, der liegt genau richtig. „Home“ ist die „SL“-Version für Playstation. Wenn auch, was ihr größter Trumpf ist, grafisch wesentlich opulenter, übersichtlicher soll sie zudem auch sein.
„Home“ ist ein Ergebnis des „SL“-Hypes vom vergangenen Jahr. Damals stürzte sich die Presse auf das Phänomen, von einer neuen Philosophie wurde gesprochen, Firmen testeten in „SL“ ihre Produkte, mancher soll über Nacht mit dem Handel von Lindendollars (der „SL“-Währung) reich geworden sein. Sogar eine eigene „SL“-Zeitung wurde produziert. Viel geblieben ist vom großen Online-Schwindel nicht. Von den Millionen Nutzern, die sich seinerzeit anmeldeten, sind in den gähnend langweiligen Weiten nur ein paar 1000 tatsächlich online. Vom angekündigten globalen Markt ist nichts zu sehen. Wirklich Geld verdienen hier nur ein paar Dutzend. Fakten, die die Aussichten für „Home“ nicht gerade rosig aussehen lassen.
Immerhin hat sich aus Sonys Sicht in den vergangenen Wochen die Aufregung etwas gelegt. Die PS3 scheint auch ohne „Home“ die Kurve gekriegt zu haben. Nach den desaströsen Verkaufszahlen zum Start Anfang 2007 wird man die Grafik-gewaltige PS3 in einer leicht abgespeckten Version zunehmend besser los. Allerdings ist das Preis/Leistungs-Verhältnis der PS3 bei rund 400 Euro immer noch abenteuerlich, zumal man mindestens die gleiche Summe noch mal investieren muss, um einen entsprechenden Bildschirm zu bekommen, der all die schönen Bilder auch adäquat anzeigen kann. Besonders wichtig natürlich für „Home“. Interessiert einen das nicht, sieht alles wie bei dem Vorgänger Playstation 2 aus. Die kostet inzwischen nur noch lumpige 100 Euro.