wo die zeit noch namen hat: Die PET SHOP BOYS haben nun den Klassiker-Status erreicht
Ein Relikt der 80er Jahre waren die Pet Shop Boys ja eigentlich nie, eher eine Fortschreibung dieser Epoche, die ja schon 1972 mit Roxy Musik begann. Ein Spiel mit Zitaten, eine Künstlichkeit, eine Dance-Variante von Prefab Sprout vielleicht. Kultobjekt jener, die in dieser Zeit musikalisch sozialisiert wurden. Abgesehen von wenigen trainingsbejackten Hipstern und einigen eher gleichgeschlechtlich Liebenden war das auch das Publikum im Hamburger CCH. Die Zeit war nicht zu jedem gnädig. Eine gediegene Feier der Sentimentalitäten sollte es werden.
Die Bühne wirkt da schon fast zu nüchtern. Ein paar Kisten, in denen wohl die Instrumente transportiert werden, stehen hochkant im Hintergrund, zwei Scheinwerfer, die in die Höhe strahlen, davor. Ein paar Lichter nochund viel Platz für die Musiker, denn die scheinen dieses Mal im Mittelpunkt zu stehen. Die Pet Shop Boys als Mucker? Ein schlechter Witz. Als dann zu Beginn der Show auch zunächst die Gitarristen auf die Bühne kommen, mag man es gar nicht glauben. Erst als Chris Löwe hinter seine Gerätschaften steigt, und Neil Tennant würdie auf die Bühne stolziert, beginnen die 80erJahre. Hände hoch! Jetzt wird geklatscht.
Los geht der 80er-Jahre-Stadl mit „High And Dry“ (aus diesem Jahr), gefolgt vom schönsten und wahrsten Song der Pet Shop Boys überhaupt: „‚Cause we were never being boring/ We had too much time to find for ourselves/ And we were never being boring/ We dressed up and fought, then thought: ,Make amends’/ And we were never holding back or worried that/ Time would come to an end.“ Diese geradezu Brian-Wilsonschen Zeilen hatten niemals mehr Gewicht als hier.
Auf diesen einsamen Höhepunkt folgte ein routiniertes Greatest-Hits-Set: „Domino Dancing“, „A Red Letter Day“, „Where The Streets Have No Name“, das wundervolle „West End Girls“, das unvermeidliche „Go West“ und am Ende die Hymne „It’s A Sin“. Natürlich gab’s auch ein paar wohldosierte aktuelle Einsprengsel. Doch gerade den langsameren Stücken von „Release“ fehlt häufig der mitreißende Spannungsbogen – und der Refrain zum Mitsingen. Die Hände blieben hier unten. Die Show beschränkte sich auf ein paar schöne Lichteffekte, die immer darauf bedacht waren, von den beiden Protagonisten des Abends abzulenken. Als wollten die Pet Shop Boys sagen: „Die Hauptdarsteller sind nicht wir, auch nicht die Musik, sondern die vergangene Zeit“