Wo, bitte, geht s denn zur Front?
Seit dem Erfolg von "Der Soldat James Ryan" rüstet Hollywood auf und schickt so viele KRIEGSFILME wie zuletzt vor zwei Jahrzehnten in die Schlacht an den Kinos
Amerikas Säbelrasseln wird bis ins nächste Jahr zu vernehmen sein. Und George W. Bush ist diesmal nicht schuld Denn stellvertretend für die Nation zieht mal wieder Hollywood in den Krieg. Ein sauberes Dutzend Frontprojekte sind bisher abgedreht oder in Produktion, die Waöenarsenale kostspielig hochgerüstet, die Bataillone rekrutiert mit Stars.
Kriegsszenarien versprachen immer schon großes Kino, da vor großen Kulissen große Gefühle aufeinander prallen, das Schicksal zwischen Triumph und Tragödie durch ein Sperrfeuer aus Patriotismus, Ehre, Kameraderie, Opfermut und Heldentum taumelt Während des Zweiten Weltkrieges machte Hollywood so auch Propaganda, danach oft Memorabilien-Abenteuer, bis das Vietnamtrauma in einigen Meisterwerken des Genres mündete. Doch in den Achtzigern verlagerten Actionfilme den Krieg in die Städte. Und nach dem Ende des Kalten Krieges hat Hollywood noch ein Jahrzehnt, den Golfkrieg und die letzten Zuckungen von Schwarzenegger und Stallone abgewartet, bis es wieder seinen Veteranen gedenkt Amerika braucht ein Feindbild, um sich der eigenen Größe zu versichern, wie auch die schroffe Außenpolitik von Bush zeigt – wofür sich Nazis und Japaner immer gut eignen.
Steven Spielberg hat mit „Der Soldat James Ryan“ erfolgreich die Nostalgie geschürt und gerade eine opulente WK Ü-Serie für den TV-Sender HBO abgeschlossen. Die gewaltigste Schlacht schlägt aber Produzent Jerry Bruckheimer mit Regisseur Michael Bay und Ben Affleck im 135 Millionen Dollar teurem Air-Force-Epos „Pearl Harbor“ (ab 7. Juni), das man sich als „The Rock“ und „Armageddon“ der 40er Jahre mit einem kräftigen Schuß Liebesromantik vorstellen muss. Für John Maddens „Captain Corelli’s Mandolin“ verliebt sich Nicolas Cage als italienischer Besatzer in die Griechin Penelope Cruz, das kling nach „Der englische Patient“. Cage spielt auch in John Woos „Windtalkers“, einem spektakulären Pazifik-Duell über den US-Geheimcode, der auf der Sprache der Navajo-Indianer basiert. „Hart’s War“ mit Bruce Willis wird von einem Jurastudent handeln, der im deutschen Lager Stalag 13 einen Schwarzen verteidigt, während „The Grey Zone“ mit Harvey Keitel Mengele verhandelt. Für die Regie von „The Good German“, einem Thriller so ähnlich wie „Der dritte Mann“, wird sogar Steven Soderbergh gehandelt. Mit Joel Schumachers „Tigerland“ (ab 24.5.) steht auch der Anti-Kriegsfilm bei Fuß, aber ohne neue Einblicke. Eher heroisch wird Mel Gibson in „We Were Soldiers… And Young“ mit eingekesselten G.Is den Vietkong abwehren. Ridley Scott geht nur zurück bis 1993 und lässt mit „Black Hawk Down“ noch mal US-Elitesoldaten über Mogadischu abstürzen.