Witz & schmerzliche Wahrheit

Judd Apatow erklart, warum der skurrile Songschreiber Loudon Wainwright sein Leben prägte - und nun den Soundtrack für "Knocked Up" beisteuerte

Das erste Mal sah ich Loudon Wainwright 1980 in David Lettermans Morgenshow. Damals war ich 13 oder 14 Jahre alt und besessen von Comedy. Ich schloss eine Zeitschaltuhr – so ein Ding, das normalerweise das Licht ein- und ausschaltet, wenn man in Urlaub ist – an meinen Videorecorder an, damit er sich rechtzeitig einschaltete und die Sendung aufzeichnete. Weil ich in Sachen Sport ein völliger Versager war, saß ich viele Stunden allein zu Hause und sah mir Shows mit Merv Griffin oder Mike Douglas an. Diese neue Talkshow, die Talkshows auf die Schippe zu nehmen schien, faszinierte mich total. Eines Tages stellte Dave einen dürren Typ mit Bart vor, der Loudon Wainwright III hieß und einen düster-komischen Song vortrug, in dem er mit Selbstmord drohte, damit seine Ex-Freundin sich ordentlich schuldig fühlte.

Vielleicht lag es ja daran, dass meine Eltern gerade in einer langen, brutalen Scheidung steckten und ich diesen Wahnsinn verstehen wollte, oder daran, dass in seinen Liedern Komik wie schmerzliche Wahrheit lagen. Ich bin nicht sicher, was es war, aber in jenem Moment hatte ich den Weg gefunden – die nächsten 25 Jahre verfolgte ich alles, was dieses nationale Kulturgut anstellte.

Als ich alt genug für eine Karriere war, bat ich Loudon, in einer Fernsehserie aufzutreten, die ich mir ausgedacht hatte und die „Undeclared“ hieß. Damit er den Job auch sicher bekam, sagte ich dem Sender, er könne nicht zum Vorsprechen kommen, weil er auf Tour sei. Das stimmte nicht. Nach ein paar Folgen fragte ich ihn, ob er in der Sendung ein Hasslied gegen seine Ex-Frau singen könne. Damit war der Kreis geschlossen. Ich hatte mich in Wainwrights Leben eingenistet, und er wurde mich nicht mehr los. Es war mir immer wichtig, seine Arbeit im Blick zu behalten, weil er mich daran erinnert, ehrlich, komisch und mir selbst treu zu bleiben. Hätte ich Loudon nicht kennengelernt, würde ich wahrscheinlich prima dreckige Witze schreiben, aber nichts anderes.

Manche Leute finden es seltsam, dass ich Loudon (zusammen mit Joe Henry) gebeten habe, die Musik zu „Knocked Up“ zu schreiben. Die Idee kam mir bei einem Auftritt, als er einen neuen Song mit dem Titel „Grey in L.A.“ sang. Auf meine Bitte nahm er das Stück während der Dreharbeiten auf. Als ich das Band mit meinem musikalischen Berater Jonathan Karp anhörte, dachte ich, dass das ein toller Soundtrack sein könnte. Also bat ich Loudon, eine Version ohne Text aufzunehmen. Er war damals in England und fragte, ob es in Ordnung sei, wenn sein guter Freund Richard Thompson mitmachte – eine der tollsten Fragen, die mir je gestellt wurden. Die Aufnahmen, die sie schickten, waren unglaublich, und ich beschloss, dass Loudon die komplette Filmmusik schreiben sollte.

Bei unserem ersten Treffen brachte Loudon einen Song mit, den er mit Joe geschrieben hatte: „You Can’t Fail Me Now“. Jonathan und ich bekamen eine Gänsehaut, als wir es hörten. Bald schickten sie alle paar Tage ein neues Stück. Jonathan nahm die Vocals heraus und schaute, an welcher Stelle des Films die Melodie reinpasste. Eigentlich fanden wir fast immer einen Platz, und wenn wir die Musik zum Bild spielten, war die Wirkung enorm. Die Stücke trugen Stimmung und Handlung des Films perfekt.

Trotzdem fand ich es schade, dass außer den zwei Songs beim Abspann keiner vollständig zu hören ist. Dass Loudon jetzt dieses Album herausbringt, ist deshalb auch für mich etwas ganz Besonderes. Ich bin stolz, dass ein Film, den ich in der Unterhose schrieb, zu diesem Album geführt hat, ein einmaliges Stück Musik, das gleichzeitig zu unserem Film gehört und auf wunderbare Weise für sich allein steht. Viel Vergnügen mit „Strange Weirdos“ – und denkt dran: All das wäre nicht passiert, wenn sich meine Eltern nicht hätten scheiden lassen!

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