Wirre Rammstein-Verschwörungsthoerie: Till Lindemann als Opfer von Russland-Gegnern
Till Lindemann als Brückenbauer zwischen den Völkern? Steile These: Der Sänger wird wegen seinem Faible für Russland so heftig in der „Row Zero"-Affäre beschuldigt
Seit der SVP-nahe Verleger Roger Köppel die renommierte „Weltwoche“ übernommen hat, gilt die einst linksliberale Schweizer Zeitung als nationalkonservativ. Das Blatt gefällt sich darin, stramm gegen den Medien-Mainstream gebügelt zu sein. Für den Historiker rund Medienwissenschaftler Roger Blum ein Hort „der Gegenthesen“.
Als etwa Ex-FIFA-Boss Sepp Blatter im Jahr 2015 in einem Sumpf aus Korruption und Verstrickungen steckte, kürte ihn die „Weltwoche“-Redaktion mit einer Titelgeschichte zum „Schweizer des Jahres“. Man sieht die Dinge in Politik und Alltag gerne ein wenig anders. Geradezu flammend zieht man gegen Wokeness oder LGBTQ-Tendenzen zu Felde.
Ein Umfeld also, dass Till Lindemann nun mit einer bemerkenswerten Ansicht zur Seite springt. Die deutsche Autorin Sylvie-Sophie Schindler vermutet in einem (Online-)Beitrag, dass der Rammstein-Sänger auch deshalb so heftig angegangen wird, weil er sich wiederholt als Freund Russlands präsentiert hat.
Etwa, als er 2021 die sowjetische Heldenballade „Lubimiy Gorod“ („Geliebte Stadt“) auf seine Weise neu interpretierte. Im September des gleichen Jahres stand er im weißen Cocktail-Sakko auf einer Bühne des pompösen Militärfestivals auf dem Roten Platz in Moskau und schmetterte Handfestes ins Mikro. Für Schindler ist Lindemann somit jemand, der mit seinen Liedern „Brücken zwischen den Völkern“ baut.
Ihre Conclusio: „Was an den sexuellen Missbrauchsvorwürfen dran ist, die Lindemann angelastet werden, darüber hat nicht das Volkstribunal zu urteilen, sondern die Gerichte. Die Frage, wem diese Hexenjagd dient, dürfte auf vielleicht erhellende Pfade führen …“
Ein eigenwilliges Raunen über eine von wem auch immer gesteuerte „Kampagne“. In der Kommentarspalte bringen sich sogleich die einschlägigen Trolle mit ihrer Sicht der Dinge in Stellung:
„Sagt es nicht schlicht schon alles, das pünktlich kurz vor Tourbeginn sich plötzlich diverse Frauen an angeblichen sexuellen Missbrauch mittels K.O.-Tropfen und Alkohol ‚erinnern‘ und damit herauskommen?,“ raunt etwa ein Hans-Peter.
Und ein Mann namnes Kostas greift an gleicher Stelle noch höher ins politische Meinungs-Regal: „Der deutsche Staat unterdrückt mit Gewalt jede Beziehung zu Russland. Sollen Sie, denn Russland ist für Deutschland verloren. Das werden sie erst merken, wenn der Kuchen gegessen ist. ‚Mister Biden, haben wir das gut gemacht‘?“