„Willkommen liebe Mörder“ von Heinz Rudolf Kunze sollte nicht von Rechten missbraucht werden

Heinz Rudolf Kunze stellte bereits 2017 klar, dass sich sein Lied nicht gegen Migranten, sondern den NSU richtet

Seit Veröffentlichung von „Willkommen liebe Mörder“ aus dem Jahr 2015 wird der Song Heinz Rudolf Kunzes immer wieder von Rechten missbraucht. Nach dem Anschlag in Solingen, bei dem am Freitagabend (23. August) drei Menschen durch Messerstiche getötet wurden, wird das Stück aus Kunzes Räuberzivil-Album „Tiefenschärfe“ erneut in rechten Bubbles hoch und runtergespielt – als Beispiel dafür, dass Ausländer in der Bundesrepublik nicht willkommen seien, auch nicht nach Ansicht des deutschen Rockstars.

Der Musiker selbst hat sich auf seiner Homepage im Jahr 2017, also zwei Jahre nach Erstveröffentlichung von „Willkommen liebe Mörder“, zum Hintergrund des Lieds geäußert. Auf seiner Homepage schrieb der heute 67-Jährige, dass sich sein Song nicht gegen Migranten, sondern die rechtsradikalen Mörder des so genannten „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) richte. Ihm sei unverständlich, wie er falsch verstanden werden könnte. Er zitiere in dem Song vielmehr Max Frisch.

„Auf dem rechten Auge blind“

„Angesichts einiger Kommentare zum Song ‚Willkommen liebe Mörder‘ aus dem Räuberzivil-Album ‚Tiefenschärfe‘ aus dem Jahr 2015 möchte ich folgendes klarstellen“, schreibt Kunze. „Es ist mir unbegreiflich, dass Leute aus dem rechten politischen Spektrum mein Lied ‚Willkommen liebe Mörder‘ für sich vereinnahmen wollen. Es scheint diesen Leuten schon zu genügen, dass im Titel das Wort ‚Mörder‘ vorkommt, um den Song für ihre Zwecke zu missbrauchen. Das Lied greift die Thematik von Max Frischs Bühnenstück ‚Biedermann und die Brandstifter‘ auf und handelt davon, dass die schweigende deutsche Mehrheit auf dem rechten Auge blind ist. Anlass für dieses Lied waren die NSU-Morde und nicht etwa Fremdenfeindlichkeit. Ich weiß nicht, wie ich mich noch verteidigen soll – außer durch ständige Wiederholung der Wahrheit. Heinz.“

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Song-Missbrauch ist in rechten Kreisen eine gängige Methode, um Stimmung zu machen, aber auch um die Macht zu demonstrieren, Kulturgüter umdeuten zu können. Das musste zuletzt etwa Gigi D’Agostino erfahren. Der italienische House-DJ musste erleben, wie auf seinen Klassiker „L’amour tourjours“ auf unzähligen Partys die Zeilen „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“ gegrölt wurden – nicht zuletzt von idiotischen Partygängern im Pony-Club auf Sylt, was weltweit Schlagzeilen machte.

 

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Die Stimmung in den sozialen Medien ist derart aufgeheizt, dass sich auch rechte Stimmen unter Postings wie diesem hier (oben) tummeln. Etwa solche, die behaupten, dass Heinz Rudolf Kunze ein Lied wie „Willkommen liebe Mörder“ im Jahr 2024 nicht mehr schreiben würde.

Aber es gibt auch Stimmen, die den Sinn der Sache erfassen: „Wer glaubt, dass Kunze irgendetwas mit der rechten Ecke zu tun hat, der hat doch wirklich sein Gehirn an der Garderobe abgegeben!“

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