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Arne Willander schaut fernKolumne

Willander sieht fern: „Tatort: Die Wahrheit stirbt zuerst“ am Sonntag

Frostige Stimmung: In "Die Wahrheit stirbt zuerst" stirbt zuerst ein Mädchen, dann will dessen Vater sterben – dann stirbt die Plausibilität.

Wenn sich das BKA einmischt, werden Kriminalfilme immer sehr kompliziert. Das BKA ist das deutsche FBI und signalisiert Geheimhaltung, Vertuschung, Mauschelei, womöglich illegale Methoden. Wie in „The Conversation“, „Osterman Weekend“ und  „Traffic“ fahren die Beobachter im Kleinbus durch die Gegend und observieren und schneiden mit. In „Die Wahrheit stirbt zuerst“ stirbt zuerst ein Mädchen, dann will dessen Vater sterben, dann stirbt die Plausibilität.

Diesmal liegt Schnee in Leipzig und Umgebung, Simone Thomalla trägt eine niedliche Mütze, und Martin Wuttke ist wieder schlecht gelaunt. Mit seiner Ex-Frau denkt er darüber nach, wo sie frühre mal im See gebadet haben und ob der lange Steg wirklich schon immer da war. Der Leipziger „Tatort“ könnte so beinahe ein Film von Eric Rohmer oder wenigstens von Rudolf Thome werden, aber es gibt auch eine Handlung. Geradezu apokalyptisch wird Wuttkes Stimmung, als er im Taxi von einer ehemaligen Geliebten angerufen wird, die jetzt nach Leipzig kommt und von Katja Riemann gespielt wird: Jedermann wird verstehen, weshalb er mit dem Worten“Wiesbaden ist vorbei!“ sofort wieder auflegt.

Das Mädchen, das sein Asthma-Spray nicht bekam, wurde in ein Ruderboot gelegt und sieht im Tod ganz friedlich aus, bloß die Augen lassen sich nicht mehr schließen, und die Mutter (gespielt von Anne Ratte-Polle) zetert verzweifelt, der schöne Forensiker Kai Schumann ärgert sich über ihre Anwesenheit, Thomalla muss für den verblutenden Vater Blut spenden und im Leichenwagen zum Hospital fahren.

Miguel Alexandre liebt poetische Tableaus : den zugefrorenen See, das Mädchen im Ruderboot, den Sarg auf dem Waldweg. Die Kamerarbeit hat der Regisseur und Ko-Autor gleich selbst übernommen. Bernhard Schir gibt den etwas hektischen Stiefvater, Typ undurchsichtiger Geschäftsmann, der dann eben doch nicht der Täter ist. Dass er nach Kairo umziehen will, muss als Gipfel der Unseriosität verstanden werden. Fast hätte das Drehbuch einen Drohnen-Händler aus ihm gemacht. Dann hätte man den Schuldigen auch noch im Verteidigungsminsterium suchen können!

So war es dann halt der Typ mit dem schwarzen Fleecepullover, der Peeping Tom aus dem Bus. Die Riemann macht sich noch einmal nützlich, indem sie den Kollegen entwaffnet. Dann fährt sie wieder weg, wahrscheinlich nach Wiesbaden. Wuttke schnauft.

Martin Wuttkes Beinbruch hätte Miguel Alexandre auch noch einbauen können. Dann wäre die Laune noch schlechter gewesen.

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