Wie war eigentlich Ed Sheerans Debüt-Album? Eher öde!
Die meisten Songs auf der Platte machen glauben, dass dieser charmante Junge aus West Yorkshire eher als One-Man-Boygroup denn als ernst zu nehmender Singer/Songwriter wahrgenommen werden soll/will.
Original-RS-Rezension zu „+“ von Gunther Reinhardt (2012)
Wer will, kann „The A Team“ natürlich als Kitsch abtun. Diese zur Akustikgitarre vorgetragene Gänsehautnummer, die Ed Sheeran in Großbritannien schon zum Star gemacht hat, erzählt von einem Mädchen, das ihren Körper verkauft, um Geld für Drogen zu haben. Einem Mädchen, das sich verliert bei der Gier nach ein paar Gramm Stoff. Einem Mädchen, das glaubt, wie ein Engel fliegen zu können, aber längst abgestürzt ist.
Man kann „The A Team“ aber auch als Stilprobe eines talentierten jungen Songwriters sehen. Denn Sheeran gelingt es, diese Geschichte in einer poetisch verdichteten Sprache zu erzählen, in karg-elliptischen Zeilen, die einen dramatischen Kontrast zur Sanftheit und Leichtigkeit der musikalischen Inszenierung bilden.
Die Single „The A Team“ ist ein Versprechen – ein Versprechen, das Ed Sheerans Debütalbum nicht hält. Die meisten Songs auf der Platte machen glauben, dass dieser charmante Junge aus West Yorkshire eher als One-Man-Boygroup denn als ernst zu nehmender Singer/Songwriter wahrgenommen werden soll/will. Von der Sehnsucht nach Zuneigung kündende Songs wie „Drunk“, „U.N.I.“, „This“ oder „Kiss Me“ sind jedenfalls schwer erträgliche Schnulzen, bei denen Sheeran des Effektes wegen gerne ins Falsett wechselt.
Ungeniert schielt diese Musik nach dem Mainstream-Erfolg
Mit dezent angesoulten Songs wie der minimalistisch arrangierten Ballade „Wake Me Up“, sanft dahinplätschernden Midtempo-Singalongs wie „Small Bump“ oder „Lego House“ erobert man zwar Teenieherzen, empfiehlt sich aber sonst nicht weiter.
Und obwohl das ein bisschen frecher auftretende „You Need Me, I Don’t Need You“ angeblich als Abrechnung mit Sheerans ehemaligem Management entstanden ist, schielt die Nummer, die ebenso wie Stücke wie „Grade 8“ oder „The City“ behutsam R&B fürs Pop-Publikum aufbereitet, ungeniert nach dem Mainstream-Erfolg. Schade eigentlich.