Wie Rammstein auf David Lynchs Soundtrack landete
Die deutschen Blut- und Stahlgewitter-Poseure waren noch nicht mal in der Heimat populär, da klingelte bei ihrer Plattenfirma Motor Music in Hamburg das Telephon. „Husemann“, sagte die Leiterin der Rock-Abteilung. Sie traute ihren Ohren nicht: am Apparat ein Beauftragter von David Lynch, der gerade die Arbeit an „Lost Highway“ abschloß. Ob man nicht vielleicht beim Soundtrack zusammenkommen könne, fragte der Amerikaner. Klar, sagte sie. Rammstein hatten sich zuvor mit der Bitte um ein Video-Treatment an den Meister gewandt, der war aber busy. Erst später hörte er das Rammstein-Album „Herzeleid“.
Das ist gerade zum fünften Mal in die deutschen Charts geklettert, und das nächste Album, „Sehnsucht“ betitelt, ist produziert. Auf dem übrigens empfehlenswerten Soundtrack zu „Lost Highway“ (Universal) sind die Songs „Rammstein“ und „Heirate mich“ neben David Bowies großartigem „I’m Deranged“, Musik von Trent Reznor, Angelo Badalamenti, Barry Adamson und den Smashing Pumpkins enthalten. Die Stöcke erklingen nur kurz im Film, jedoch an zentraler Stelle: „Heirate mich“ tönt zu der Projektion von Pornographie.
Sexualität und Sadomasochismus bilden bei Rammstein den Subtext einer ambivalenten Gruselästhetik, die auch die deutsche Romantik (E.T.A. Hoffmann) belehnt – wiewohl die Band davon nichts wissen will. Es ist ihre gotische Düsternis wie ihr Hang zum Schauermärchen, die den schwarzen Romantiker und Phantasten Lynch affizierten. Und tiefstimmig deutsch gegurgelt! Wie heißt es in einem neuen Rammstein-Song: „Der Himmel muß die Hölle sein.“ Und umgekehrt.