Wie Nena die NDW ins Rollen brachte

Sie nervt als Querdenkerin, hat sich aber als bekannteste deutsche Sängerin ins kollektive Gedächtnis gebrannt

21. August 1982: Nur abgeräumt – Nena startet im „Musikladen“ eine beispiellose NDW-Karriere

So eine Karriere hatte Gabriele Susanne Kerner sich bestimmt niemals träumen lassen – damals, als sie im Büro von Jim Rakete die Fanpost der Gruppe Spliff bearbeitete. Doch ein Auftritt in der ARD-Sendung „Musikladen“ genügte, und Nena war der erste (und eigentlich auch einzige) wirklich große Star der NDW. Am 21. August 1982 sang sie im knallengen, knallroten Leder-Mini und mit den üblichen 80er-Jahre-Accessoires (Kreolen, Schweißbänder, Haarspray) das Liebeslied „Nur geträumt“, das bereits zwei Monate zuvor veröffentlicht worden war …

Die Neue Deutsche Welle war mit Bands wie DAF, Fehlfarben oder Trio ebenfalls schon angerollt, aber keine andere Band sollte dermaßen breitflächigen und relativ langanhaltenden Erfolg haben wie Nena. Nena war eine Band, das zu behaupten wurde Nena, das Mädchen, nicht müde. Immer wieder wies sie darauf hin. Auch, als Nena 1983 mit „99 Luftballons“ weltweit in die Hitparaden stiegen, was tatsächlich vor allem das Verdienst von Keyboarder Uwe Fahrenkrog-Petersen war, der alle großen Hits von Nena komponierte. Schlagzeuger Rolf Brendel war zunächst eher als Nenas Freund bekannt, Gitarrist Carlo Karges und Bassist Jürgen Dehmel gaben sich mit Rollen im Hintergrund zufrieden. So war es doch meist Nena, die Sängerin, die im Rampenlicht stand. 54-mal zierte sie den Titel der „Bravo“ und ließ locker alle anderen NDW-Stars hinter sich.

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Es lag an ihrer natürlichen Ausstrahlung, sagen Bewunderer wie Johannes B. Kerner (und er meint damit nicht die Achselhaare, die damals halt noch Standard waren) und an dem Selbstbewusstsein, mit dem sie alle Kritiker ignorierte. Auch gelang es Nena, diese flotten Popsongs so lässig zu singen und zwischendurch dermaßen laut Luft zu holen, dass man glatt vergaß, nach dem Sinn mancher Verse zu fragen.

Unvergessen bleibt „Nur geträumt“ auch durch jugendlich hirnverbrannte Zeilen wie: „Alles was ich an dir mag, ich mein das so, wie ich es sag/ Ich bin total verwirrt/ Ich werd‘ verrückt, wenn’s heut passiert…“ 1987 brach Nena, die Band, zusammen, doch Nena, die Sängerin, kam – wiederum mit Hilfe von Fahrenkrog-Petersen – 2002 zurück, nervt seitdem gern als Übermutter, Freizeitpädagogin und Querdenkerin, hat sich aber als bekannteste deutsche Sängerin ins kollektive Gedächtnis der Deutschen gebrannt. In Kerners ZDF-Sendung „Unsere Besten – Musikstars aller Zeiten“ kam sie auf Platz fünf – hinter Grönemeyer und Maffay zwar, aber immerhin noch vor Ludwig van Beethoven.

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