Wie Klaus Lage aufrecht gegen die Bürde seiner eigenen Geschichte kämpft – und ehrenhaft scheitert
Klaus Lage im ROLLINGSTONE? Das darf nicht sein, finden Geheimbündler, die über die Reinhaltung des Rock’n’Roll wachen. Diese Menschen verbindet die Eiferei sowie die Gewißheit, über die alleinseligmachende Wahrheit zu verfugen. Während kaum jemand die Rock-Tauglichkeit des biederen Clowns Westernhagen anzweifelt, gilt die uneitle Bodenständigkeit Klaus Lages ab Zumutung.
Dabei meint der Mann es ernst, und Humor hat er auch. Den Sozialarbeiter-Schwiemel, der ihn als uncool kennzeichnet, kann man auch Verantwortungsbewußtsein nennen. Oder Aufrichtigkeit. Oder, Gott vergelt’s, Moral. So würde Lage es natürlich nicht nennen. Aber es ist ehrenvoll und anrührend, wie er mit seinem Kumpel – dem kulturbeflissenen Frankfurter SPD-Politiker Diether Dehm – gegen die Macht der Banken anschreibt Wie er sich über die Mitwirkung der Bläsersektion Tower Of Power freut Wie er darunter leidet, daß er mit der italienischen Sängerin Irene Grandi und dem Duett „Weil du anders bist“ im „Flitterabend“ bei Michael Schanze auftreten muß – und nicht wenigstens in den Shows von Jürgen von der Lippe oder Harald Schmidt, jetzt ist er schon wieder uncool. Obwohl das mit der Grandi, so versichert er, nicht mal eine Marketing-Maßnahme war. „Das ist dann ja auch nicht unansehnlich, wenn Irene dabei ist“, tröstet er sich über den Besuch in der Hochzeitshölle hinweg.
Klaus Lage hatte zwei große Momente in seiner Karriere: Erst den Schlager „Tausend und eine Nacht“, dann den Titelsong zum Schimanski-Film „Faust auf Faust“. „Es ist gut, daß ich nicht nur den einen Hit hatte“, seufzt er heute. Zum Interview erscheint die Boulevard-Presse.
„Ich weiß, was die wissen wollen. Das ist auch in Ordnung. Ich mach‘ das mit, ganz professionell. Aber es muß noch etwas anderes geben.“ 44 Jahre alt ist Klaus Lage, weshalb er „nicht mehr lange auf der Bühne herumturnen kann, obwohl es immer noch Spaß macht“. Wenn es vorbei ist, dann möchte er ein Label gründen, junge Musiker fordern.
Als fünf Kellnerinnen sich unbeholfen um das Auflegen diverser Bestecke und den bestellten „Business-Lunch“ bemühen, nach einer halben Stunde aber nur ein karges Körbchen mit Brotscheiben bringen, bemerkt Lage in schicksalsergebener Verzweiflung: „Das ist ja überschaubar. Kommt denn noch etwas zum Essen?“ Erst kommt die Betreuerin der Plattenfirma, um allmählich die nächsten Termine anzumahnen. „Das mach‘ ich jetzt nicht mit“, zürnt Lage. Die Firma sucht den Single-Hit, Lage laviert. Das neue Album „Katz und Maus“, immerhin gelungener als sämtliche Platten nach „Schweißperlen“, gibt den Knaller nicht her. Nur Schanze kann noch helfen.
Neulich war Lage erstmals in Amerika. In einem Prominenten-Pavillon gab es Sanges-Unterhaltung. Ringo Starr war auch da. Und als die Conferencierge um die Tische ging und die Gäste ansang, da bekam auch der Deutsche das Mikrophon, warf sich in die Brust und röhrte. Applaus brauste. Und später hatte Lage vier Telefonnummern von Frauen in der Tasche. „Aber keine angerufen.“ Das ist natürlich nicht Rock’n’RolL