Wie Eminem 1998 die Musikwelt veränderte
„My Name Is“ präsentierte erstmals Eminems böses Alter Ego Slim Shady
Sommer 1998: Die Geburt des Slim Shady – White men can rap: Eminem kommt mit „My Name Is“ groß raus. 1997 hatte Eminem eine einjährige Tochter und sonst nicht viel. Entschlossen, dem Musikbusiness noch eine letzte Chance abzuringen, nahm er die „Slim Shady“-EP auf und zog von Detroit nach Los Angeles. Dort entdeckte Dr. Dre sein Demo, das im Büro von Interscope-Chef Jimmy Iovine herumlag. „Ich war kurz vorm Ausrasten, hatte viel mit Drogen und anderem abgefucktem Scheiß zu tun, weil ich so deprimiert war“, erzählte Eminem später. „Als Dre anrief, rettete er mir das Leben.“ „An unserem ersten Tag“, so Dre, „arbeiteten wir fünf oder sechs Stunden und hatten am Schluss vier Songs im Kasten.“ „My Name Is“ war einer davon. „Em traute sich kaum zur Tür rein, ein ganz schüchterner Junge“, meint Richard „Segal“ Huredia, der am Mischpult saß.
„Doch sobald er vor dem Mikro stand, kam diese Energie raus und all die verschiedenen Stimmen – so was hatten wir noch nie gehört. Irgendwann groovten wir alle mit.“ „My Name Is“ präsentierte erstmals Eminems böses Alter Ego Slim Shady, einen Gras rauchenden, Trips schmeißenden Säufer, der schon mal droht, Pamela Anderson die Titten abzureißen. Zeilen wie „I just found out my mom does more dope than I do“ gaben bereits eine Ahnung von nachfolgenden Beleidigungsklagen und der Entfremdung zwischen Eminem und seiner Mutter Debbie Mathers-Briggs. Und hinter den Kulissen wurde Em das erste Mal Homophobie vorgeworfen: Das einprägsame Keyboard-Riff des Stücks erinnerte ein bisschen zu stark an „I Got The“ von Schwulenaktivist Labi Siffre, der daraufhin durchsetzte, dass Em eine Passage des Textes änderte.
„My Name Is“ schaffte es in den Billboard-Charts nicht höher als Platz 36 und war doch ein unvergesslicher Einstieg für Eminem. Der konnte mit dem Song bald nichts mehr anfangen und weigerte sich, ihn live zu singen: „Er hing mir schon nach drei Monaten zum Hals raus. “ „Irgendwann wurde ihm der Song zu groß und er fing an, sich dagegen aufzulehnen“, meint Eminems Manager Paul Rosenberg. Das hielt ihn nicht davon ab, eine Art Fortsetzung zu schreiben – „The Real Slim Shady“ von der „Marshall Mathers“-LP – und den Track auch als Inspiration für „The Way I Am“ zu verwenden, einen weiteren Mathers-Klassiker. „,My Name Is‘ war der größte Hit auf seinem ersten Album, und er hatte das Gefühl, nie wieder etwas abliefern zu können, das derart in die Ohren geht – und so glaubwürdig ist“, meint Rosenberg. Und ganz unrecht hatte Eminem mit dieser Prophezeiung nicht.