Wie Damon Albarn nach Mali kam und dort sagenhafte Sounds fand
Am Anfang wusste er wahrscheinlich gar nicht so genau, wo Mali überhaupt liegt (im Westen Afrikas, zwischen Algerien und Burkina Faso). Damon Albarn hatte eine Einladung von der Wohltätigkeitsorganisation „Oxfam“ bekommen. „Ich sollte als deren Botschafter nach Mali gehen und dort verschiedene Dinge unterstützen,“ so Albarn, „aber das kam mir seltsam vor, weil es ja gar nichts mit Musik zu tun hatte.“ Also überlegte er sich etwas anderes. „Oxfam“ half ihm, sich mit einigen Musikern in Mali in Verbindung zu setzen – und dann reiste der britische Popstar ins „tiefe Afrika“, wie er es so schön nennt. Ein Kulturschock? Natürlich. Aber Damon, entspannt wie immer, kam schnell darüber hinweg. „Ich habe den Musikern erst mal zugehört und mit ihnen geredet und manchmal ein bisschen Harmonika zu ihren Melodien gespielt – das ist einfach und funktioniert im Kontext dieser Musik sehr gut.“ Mit einem kleinen DAT-Recorder nahm er in Studios und auf der Straße, in Clubs und Cafes auf – und kam mit 40 Stunden Sounds zurück nach London. Zwei Jahre lang überlegte er, wie er es nun schaffen könnte, das so klingen zu lassen, dass es nicht nur ihm gefällt, sondern auch Leuten, denen Weltmusik sonst herzlich egal ist.
„MaliMusic“ hieß das Album schließlich schlicht, die Künstler nannten sich noch schlichter: Malian Musicians & Damon Albarn. Die Namen, dachten sie wohl, könnte sich ja eh keiner merken. Aber der Vollständigkeit halber: Toumani Diabaté spielt ein 21-Saiten-Gerät namens Kora, Ko Kan Ko Sata Doumbia das banjo-artige Ngoni. Am wichtigsten war jedoch Afel Bocoum, den Albarn bei seinem ersten Mali-Besuch übersehen hatte, der dann aber die Musikbänder geschickt bekam und Gesang und Violine dazumischf e. Während die einen das Ergebnis mit Paul Simons „Graceland“ verglichen, nannten böse britische Kritiker Damon „den neuen Ali G“. Ihm war auch das egal. „Mich hat diese Erfahrung sehr berührt. Ich bin froh, dass mein restliches Leben jetzt sowas wie Struktur und Disziplin hat, aber beim Musikmachen halte ich mir gern alles offen, da muss alles in Bewegung sein. Deshalb reise ich so gern um die Welt.“