„Wetten, dass …?“: Harrison Ford im Tempel des Todes
Markus Lanz rettet sich mit einer artigen Show und ein paar Weltstars
Jetzt geht der Besuch aus Amerika doch wieder, wenn die Arbeit erledigt ist oder ein anderer Besuch aus Amerika geht. Das war eine der Änderungen, die sich wohltuend auf „Wetten, dass …?“ am Samstag auswirkten. So konnte Harrison Ford alsbald eines seiner sieben Flugzeuge nehmen, um anderswo für einen Film zu werben, dessen Handlung er fehlerfrei nacherzählt hatte, derweil er stoisch die quälenden Fragen ertrug und Markus Lanz‘ Begeisterung darüber, dass der Held seines Sohnes tatsächlich auf dem ausladenden Sofa saß, merkürdig entschleunigt und mit umständlichen, ausweichenden Antworten. Wie unter Folter grimassierte Ford, als Lanz sehen wollte, wie er eine Augenbraue hochzieht. „Super!“ jauchzte Lanz. „Das kann nur er!“
Nur von Helene Fischer wurde Harrison Ford vorübergehend aus der Trance gerissen. Kaum tanzte sie über die Bühne, da ergriff ihre Magie auch den knautschigen Schauspieler. Die Fischer trug ein Jäckchen mit sehr spitzen Schultern und musste dann in ein Rhön-Rad steigen, das Ford widerwillig anschob – auch die Fischerin hatte schon mehr Spaß bei akrobatischen Einlagen. Von ihr wollte Lanz gleich gar nichts wissen, weshalb sie artig auf der Couch saß.
Der Weltstar Cher, früher ein Wunder der Verwandlung, trat diesmal als vergleichsweise schlichte Diva auf, die Wangen extrem ausgeprägt und die Schwierigkeiten im Pop-Geschäft beklagend. Nicht der gewohnte Computer-Bummbatsch bestimmte ihren Song, und das eher verhaltene, angenehm altmodische Lied sang Cher auch noch live. Nach fünf Fragen hatte sie freilich genug Toleranz gezeigt, ihr notorisches Temperament flackterte schon in den Augen. Harrison Ford führte sie staksend aus dem Saal – er winkte noch einmal zurück, sie drehte sich nicht mehr um.
Nun war man wieder unter sich: Matthias Schweighöfer gab diesmal den Sonnenschein von Ruth Maria Kubitschek und erzählte mal wieder vom Mädcheninternat, Anja Kling klingelte bloß für den Fernsehfilm am nächsten Abend. Mit dem britischen Jungmann John Newman kam für kurze Zeit etwas Schwung in die biedere Runde, die von klassischen Wetten kongenial flankiert wurde: Die Stadt Bremen sollte 100 Beamte aufbieten, die sich als Indiana Jones verkleiden (es war unmöglich), und ein paar Südtiroler sollten schwimmend einen Fährkahn ziehen (sie scheiterten knapp). Die Außenwette in Südtirol kommentierte der erkältete Elton heiser belfernd, mit ersterbender Stimme – der einzige gelungene, wenn auch nicht beabsichtigte Gag des Abends. Erstaunlicherweise dauerte das alles sehr lange.
Schließlich stapfte der gut gelaunte Sylvester Stallone in den Saal, der wie ein verbrühter Truthahn aussah und Helene Fischer Angst machte. Der Schauspieler kam ins Plaudern und präsentierte eine „Rocky“-Musical-Adaption, die ihn offenbar als einzigen begeisterte. Aber Tanz und Tingeltangel gehörte stets zur Sendung, und die Beknacktheit der gesungenen Box-Saga passt gut zur Karriere des Überlebenskünstlers Stallone. Harrison Ford zögerte zwar, doch ist mit einem fünften Indiana-Jones-Film zu rechnen. Und bei Stallone muss man sicher sein, dass Rocky auch mit 70 noch in den Ring steigt. Vielleicht schwimmt Ruth Maria Kubitaschek mit 82 doch noch einmal durch den Starnberger See.
Von Wladimir Klitschko auf RTL ging übrigens keine Gefahr aus: Die Kontrahenten bramarbasierten, die Experten unkten und die Prominenten schwadronierten geschlagene anderthalb Stunden, bevor der Kampf überhaupt begann. Er war erwartungsgemäß langweilig und ging über die gesamte Distanz.