„Wetten, dass..?“ am Samstag: Happy
Ohne Gute-Laune-Tee: Markus Lanz lässt sich seinen Spaß nicht verderben
Die Nachrichten der letzten Woche waren alarmierend: Vielleicht werde „Wetten, dass..?“, der letzte Show-Dampfer aus der großen öffentlich-rechtlichen Fernsehzeit, demnächst abgesetzt. Vielleicht werde auch bloß Markus Lanz abgesetzt und Michelle Hunziker engagiert, vielleicht übernehme auch Thomas Gottschalk die Sendung, die er bereits zweimal verlassen hat. Im Sommer werde jedenfalls ein Krisengipfel veranstaltet, bei dem über die Zukunft entschieden wird.
Markus Lanz aber war happy. Er begann in Düsseldorf mit dem Bonmot, man brauche gar nicht den chinesischen Gute-Laune-Tee, mit dem sich die Biathletin Eva Sachenbacher-Stehle in Sotschi gedopt hatte – man brauche nur „Wetten, dass..?“. Er sagte nicht, dass diese Sause eine Droge ist, die sedative Wirkung hat. Dem entgeisterten Pharrell Williams erklärte Lanz, seine Sendung werde von unglaublich vielen Deutschen gesehen. Er kostete den Moment aus, wartete auf die Übersetzung. „Sechs, sieben, acht“, zählte er dann und wartete auf die Reaktion. Williams, dessen Song „Happy“ 30 Millionen Downloads verzeichnet, sagte pflichtschuldig „Wow!“. Sechs, sieben, acht.
Williams war jetzt auch happy. Er trug einen Hut, der einen eigenen Twitter-Account hat und versteigert wird, seine Jeans rutschten über die Unterhosen, als er „Happy“ sang, und ein durchgedrehter Knabe aus dem Publikum tanzte dazu eine choreografische Mischung aus Breakdance und Gangnam Style. Die Mutter des Jungen war happy, und der Bub wäre happy gewesen, wenn Lanz nicht behauptet hätte, dass er den Namen des Künstlers vergessen habe. Der kleine Tänzer hatte darum gebeten, dass hinter der Bühne ein Foto von Williams und ihm gemacht wurde. Lanz schickte ihn auf die Tribüne, denn für Kinder gilt abendliches Auftrittsverbot. Wahrscheinlich befürchtete er, wegen Begünstigung von Kinderarbeit zur Schlafenszeit belangt zu werden.
Judith Rakers war happy, zwei langweilige Anekdoten von ihrer Arbeit für die „Tagesschau“ erzählen zu dürfen; sie sprach immer von „die Zwanziguhr“. Als sie ausführte, wie vor ihrer ersten Zwanziguhr Uhr ihre Beine zitterten, kicherten die Clowns Klaas Heuer-Umlauf und Joko Winterscheidt, die wahrscheinlich immer noch Stinkbomben in die Garderoben werfen und Türklinken mit Seife einschmieren. Heuer-Umlauf hatte von einem Besuch bei Oma eine Krawatte für Markus Lanz mitgebracht, die sein verstorbener Opa nicht mehr tragen konnte, und machte sich über alte Menschen lustig. Ein Trupp Feuerwehrleute aus Hamburg-Bergedorf wollte ein Feuerwehrauto ansaugen, doch es gelang nicht. Joko Winterscheidt entschuldigte sich dafür, dass er richtig auf Scheitern gewettet hatte. Die beiden erzählten von ihrer Sendung auf Pro7 und fanden alles lustig. Heufer-Umlauf musste dann mit nacktem Oberkörper, in Feuerwehrhosen und mit Axt posieren.
Der laute Sportreporter Frank Buschmann, eine Art männliche Andrea Kiewel, war happy, weil er die Stadtwette moderieren durfte, bei der die Düsseldorfer Bevölkerung elf Karnevalisten, die gerade Sauerbraten gegessen hatten, in Kamelle aufwiegen sollten. Die Schauspielerin Hilary Swank erzählte, wie sie Schauspielerin wurde, wie sie zwei Oscars gewann und wie Clint Eastwood anrief, Lanz rief immerzu „Schöne Geschichte!“. Swank hatte nicht einmal einen neuen Film. Dann verließ sie mit Pharrell Williams die Halle – man wusste nicht, weshalb sie gekommen war.
Christian Rach war gekommen, weil das ZDF seine Aufklärungs-Show „Rach deckt auf“ zeigt, in der er Banalitäten über Ernährung verbreitet. Die Rakers kannte er schon, weil er bei deren Hochzeit gekocht hatte. Christoph Maria Herbst war gekommen, weil sein Film „Stromberg“ angelaufen ist, und zeigte erstaunliche Gemeinsamkeiten mit der Figur, die er spielt. Er war Pate bei einer Wette, die darin bestand, dass ein österreichischer Busfahrer namens Konrad die abgeworfenen Geweihe den jeweiligen Hirschen in seinem Revier zuordnete. Das war besser als „Stromberg“. Ein Gedächtnisvirtuose wollte blind einen Zauberwürfel rekonstruieren und scheiterte an einer Drehung – deshalb gewannen am Ende zwei maulfaule Brüder, die an einer Wand hochgesprungen waren und Bilder an einem Nagel befestigten. Sie waren sehr happy.
Markus Lanz spielte Klavier mit Udo Jürgens und lobte den biederen Sänger Adel Tawil dafür, dass er „das neue, moderne Deutschland“ verkörpere – mit einem Lied, das internationale Hits aus den 80er- und 90er-Jahren feiert. Die Kamelle wogen schwerer als die elf Karnevalisten, jetzt muss Lanz die Karnevalspferde striegeln. Aber das kann ihm ganz recht sein. So muss er nicht mit Joko Winterscheidt nach Hause fliegen.