Wer ist eigentlich Olivia Rodrigo?
Die junge Sängerin Olivia Rodrigo hat mit ihrem Debütalbum „Sour“ einen Raketenstart sondergleichen hingelegt. Wir klären die Frage, warum auf einmal die ganze Popwelt über sie spricht und warum ihr Erfolg wohlverdient und wenig überraschend ist.
Auf einmal redet gefühlt die ganze Welt über die 2003 geborene Sängerin und Schauspielerin mit dem klangvollen Namen Olivia Rodrigo. Mit den Streams und Verkäufen der Songs auf ihrem Debütalbum „Sour“ dominierte sie Anfang Juni die US-Charts – landete auf Platz 1 der Albumcharts, mit „good 4 you“ auf Platz 1 der Single-Charts und mit ihren Streams auf Platz 1 der in Amerika sehr wichtigen „ROLLING STONE Artist 500“-Charts. In Deutschland chartete „Sour“ immerhin auf Platz 7 der Albumcharts.
Das gelungene Debüt „Sour“
Der Erfolg kam nicht überraschend – und ist mehr als verdient. Denn „Sour“ ist tatsächlich ein sehr gelungenes Pop-Album mit starken Herzschmerz- und Teenage-Angst-Balladen. Manchmal bricht Rodrigo auch aus diesen Genre-Schubladen aus, zum Beispiel gleich im Opener „brutal“, der wie eine punkige Antwort auf Avril Lavigne klingt. Darin singt sie: „And I’m so sick of 17 / I’m over this teenage dream? / If someone tells me one more time / „Enjoy your youth“, I’m gonna cry.“ Ihr Fazit zur Jugend: „It’s brutal out here.“ Rodrigo hat diese Songs zu großen Teilen selbst geschrieben, in Zusammenarbeit mit ihrem Produzenten Dan Nigro.
Der Drang zur Bühne war früh erkennbar
Allzu „brutal“ dürfte ihre Jugend bisher aber nicht ausgefallen sein. Olivia Rodrigo ist Temecula geboren und wuchs im beschaulichen und recht wohlhabenden Städtchen Murietta in Kalifornien auf. Ihr Vater hat philippinische Wurzeln, ihre Mutter irisch-deutsche. Schon im Kindesalter sang sie und nahm Klavierunterricht, spielte bei Talentshows und Supermark-Eröffnungen. In der Schule war sie natürlich auch in der Theaterklasse. Der Drang zur Bühne war also schon erkennbar und sehr bestimmt. Verbunden mit ihrem Talent war früh sichtbar, dass hier ein Star heranwachsen könnte.
Disney ruft
Nach einigen Auftritten in Werbeclips und kleinen Filmrollen, holte der Disney-Konzern Olivia 2016 an Bord. Für eine Rolle, die wie für sie gemacht zu sein schien: Olivia spielte eine Hauptrolle in der Serie „Bizaardvark“, wo sie als Paige Olvera mit ihrer Freundin Frankie Wong (gespielt von Madison Hu) ein Bandprojekt hatte, das lustige Songs im Internet postete und plötzlich berühmt wurde. Die Serie, die bis 2019 lief, hatte einen angenehm anarchistischen Spirit, den man im Hause Disney nicht so erwartet hätte.
„High School Musical: The Musical. The Series“ Hä?
Für eine junge Schauspielerin und Musikerin konnte es kaum besser laufen. Der nächste Schritt war wieder eine enorm reichweitenstarke Rolle. Der Streaming-Dienst Disney+ kam auf die charmante Idee, die Reihe „High School Musical“ wieder aufleben zu lassen. Mit einer Serie, die in der High School spielt, in der „High School Musical“ gedreht wurde, und in der er es darum geht, dass eine High School-Klasse ihr eigenes „High School Musical“ auf die Bühne bringt. Alles klar? Dann macht jedenfalls auch der englische Original-Titel Sinn: „High School Musical: The Musical. The Series“. Olivia Rodrigo spielt darin die weibliche Hauptrolle der Nini Salazar-Roberts.
Erste Single-Erfolge mit „All I Want“
Die Serie ist witzig gemacht – wenn auch etwas kitschig. Es wird viel und schön gesungen, es gibt Herzschmerz-Verwirrungen und ein Paar, das keines mehr ist, aber wieder eines werden soll. Es gibt auch „Mockumentary“-Momente in den Folgen, die oft für die witzigsten, weil selbstreferenziellen Momente sorgen. Dank der Serie nahm auch ihre eigene Musikerinnen-Karriere Fahrt auf, zuerst durch die Soundtrack-Single-Auskopplung „All I Want“.
Mit der „driver’s license“ auf die Überholspur
Olivia Rodrigo hat also schon sehr lange sehr hart an dieser Karriere gearbeitet. Das erklärt vielleicht auch, warum sie es so galant schaffte, den „High School Musical“-Fame zu nutzen, sich aber gleichzeitig von Disney zu emanzipieren. „All I Want“ chartete zwar schon auf Platz 91 in ihrer Heimat. Für den großen Knall hatte sie dann aber einen eigenen Song in Petto. Diesen hier:
„driver’s license“ ist ein nahezu perfekter Popsong. Eingängig. Dramatisch. Perfekt gesungen. Lyrisch vielleicht etwas überdramatisch, aber genau das macht die Jugend doch aus. Die Single ging kommerziell durch die Decke – und landete in Amerika, Deutschland, Australien, Kanada, Dänemark, Irland, Holland, Norwegen, Schweden und England auf der Eins.
Musikerin und Schauspielerin – in dieser Reihenfolge, bitte
Auch die folgenden Singles „deja vu“ und „good 4 you“ spielten in der gleichen Liga. Der anfangs beschriebene Erfolg des Albums „sour“ kam also nicht wirklich überraschend.
Seitdem war Olivia Rodrigo in zahlreichen großen TV-Shows wie „Saturday Night Live“, spielte Video-Sessions und bewies in der Pandemie, dass sie ihre Schauspielerei und ihre Musik perfekt verbinden kann. Sie fand zahlreiche Wege zu beweisen, dass sie ihre Musik auch live auf die Bühne bringen kann. Zuletzt im Konzertfilm „Sour Prom“:
Alles in allem muss man also sagen: Besser kann man eine Pop-Karriere nicht starten. Nun wird sich bald zeigen, ob ihre Musik auch in großen Arenen trägt und sie abendfüllende Konzerte spielen kann. Denn eine große Tour dürfte der nächste Schritt sein, wenn diese wieder möglich sind. Es würde uns allerdings schon sehr wundern, wenn sie nicht auch das meistern würde …