Wer hat Angst vor Gummibären?
Die Daisy-Age-Rapper De la Soul wundern sich, dass sie nie von harten Jungs auf die Schnauze kriegen. Stattdessen machen die auf ihren Platten mit
Ups, gibt’s die noch? Der umgekippte Gänseblümchentopf verkündete ja schon 1991: „De La Soul Is Dead“. Die drei lustigen „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“-Rapper Dave, Mase und Pos, gebrochen durch die Triumphe gewissenloser Gangster und Pimps? Niemals. Es ging ja immer weiter, und im Jahr 2004 klingen die Dicken so kompakt wie selten zuvor. Wenig Lieder, wenig Verwirrung, man brauchte ja einen guten Einstand beim neuen Label.
Besonders das mit den kurzen Liedern wurde zu einer echten Herausforderung für das gelegentlich arg grenzenlose Trio. „Wir haben uns gezwungen, extrem kompakt zu arbeiten“, berichtet Pos von der Arbeit an „The Grind Date“, „das war verdammt schwer! Du machst einen Song und blutest all dein Herzblut rein – und dann lehnen die anderen beiden ihn ab!“ Trotz solcher bestimmt unangenehmer Momente war das Verfahren das richtige: Auf „The Grind Date“ unterstreichen De La Soul ihren Sonderweg im US-amerikanischen Hip-Hop mit meistens frischen Samples, einem freundlich-amüsanten Flow und der vollkommenen Abwesenheit von großmäuliger Aufschneiderei so klar wie lange nicht mehr.
„Der Unterschied zwischen dieser und unseren früheren Platten liegt in uns selbst“, erklärt Pos und formuliert dann noch mal das Selbstverständnis, das hier von Anfang an zum guten Ton gehörte, „in unseren Songs findest du immer, was gerade ganz real und tagtäglich in unseren Leben passiert. Wir wohnen nicht auf tropischen Inseln und wir haben keine Autos, die teurer sind als Einfamilienhäuser. Ich denke, das ganz normale Leben hat es uns erlaubt, zum Stand des HipHop immer etwas beitragen zu können.“
Dass De La Soul es mit Lebensnähe und Realitätssinn ganz ernst meinen, belegt ein Projekt namens Spitkickers.com. Was zu Beginn nur der Markenname eines Tbur-Packages war, wird gerade zu einer Plattform für Benefizkonzerte, soziales Engagement und HipHop ohne Hirnfäule. „Wir bringen nur zusammen, was wir ohnehin tun“, sagt Pos achselzuckend, „Spitkicker soll ein Kollektiv sein, das durch die Kraft von Worten und Musik gute Trends setzt, Kulturen zusammenbringt und positive Standards für Städte und Communities setzt“
Obwohl De La Soul also wahre Gutmenschen sind, war auch wieder der ein oder andere bad boy gern bereit für eine fixe Kollaboration. Auf „The GrindDate“ reimen unter anderem Carl Thomas, Sean Paul und Wu-Tang Ghostface, was oft hilft, manchmal nur wieder alles verwischt „Wir wundern uns immer ein bisschen, dass diese schweren Jungs sich auf der Straße nach uns umdrehen und sagen, dass sie unsere Platten toll finden oder dass wir sie dazu gebracht haben, mit HipHop anzufangen“, sagt Pos.
„Ich kann mit diesem Ikonen-Ding nichts anfangen. De La Soul sind eher so eine Art Räucherkerze, die selbst dann noch gut riecht, wenn sie schon nicht mehr brennt Es ist wohl das, das uns von vielen neuen HipHop-Acts unterscheidet, die immer gleich alles ganz schnell haben wollen, aber dann natürlich auch sehr schnell ausbrennen. Wir sind immer noch blutige Anfanger, die bloß versuchen, irgendwie im Spiel zu bleiben.“ Das bisschen Koketterie lassen wir durchgehen.