„Wer bleibt ist nie weg“
Ein Studiobesuch bei Element Of Crime, ausgerechnet in Nashville. Hier diskutieren sie über Klang und Gedanken, Faulheit und Versicherungsverträge gegen schlechte Plattentitel. Und stellen fest: Ein paar Veränderungen gehen immer, aber im Kern ist diese Band unbeirrbar.
Eigentlich hat das hier mit Nashville gar nichts zu tun. Element Of Crime sitzen nur wegen des Produzenten Roger Moutenot in dieser Stadt. Er soll das neue Album zusammen mit Dave Young abmischen. Aber die Berliner sind bekanntermaßen nicht dumm, deshalb wissen sie, welche Assoziationen der Name Nashville auslöst – auch wenn es hier inzwischen längst so viele Indie- wie Country-Bands gibt. Um die Entwarnung nicht unziemlich hinauszuzögern: Element Of Crime sind Element Of Crime sind Element Of Crime. Sind nicht Country. Sind aber auch nicht wirklich Rock. Oder Pop. Oder sonstwas. Sind immer noch ihre eigene Welt.
In den „Blackbird Studios“ haben Moutenot und Young, der Element Of Crime nun schon mehr als 20 Jahre produziert und seit 2002 auch als Bassist fungiert, bereits mit der Arbeit begonnen, bevor der Rest der Band anreist. Die beiden kennen sich seit den frühen 80er Jahren und können viele Geschichten erzählen – über Lou Reed, John Cale und Brian Eno, über die Fallstricke der Arbeit und viele unfähige bis tolle Assistenten. Bei Dave Young bekommt man sofort das Gefühl: Den bringt so schnell nichts aus der Ruhe, der bewahrt Haltung. Und das zahlt sich aus, wenn man es mit höchst anspruchsvollen Kollegen zu tun hat. Als Sänger Sven Regener, Gitarrist Jakob Ilja und Schlagzeuger Richard Pappik gerade aus dem Flugzeug steigen, überlegt sich Young schon, dass er ihnen jetzt gar nicht gleich die vorbereiteten Songs vorspielen will: Mit den „airplane ears“, die sie jetzt haben, wäre das viel zu heikel.
Am nächsten Tag bringt ein überraschend ausgeschlafener Regener die Situation auf den Punkt: „Wenn Roger in München wäre, wären wir jetzt in München. Aber er ist halt in Nashville. Wir haben kein großes Verlangen, 13 Stunden im Flugzeug zu sitzen, um die Platte zu mixen. Ist zwar nett hier, aber das müsste nicht sein.“ Doch ein schlechter Mix, da sind sich alle einig, kann ein Album vermurksen. Und letztendlich geht es vor allem darum, die Stärke der Songs herauszustellen. „Immer da wo du bist bin ich nie“, das nun am 18. September erscheint, hat zehn starke Songs.
Im vergangenen Jahr haben die Elements zwischendurch noch den Soundtrack für Leander Haußmanns „Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe“ gemacht, so kamen sie wieder „ins Schreiben“. Im Mai 2008 entstanden die ersten beiden Songs, die sofort aufgenommen wurden, dann wieder zwei, und noch mal zwei – und kein Jahr später war das Album fertig. Eine Arbeitsweise, die der Band sehr entgegenkommt, so Regener: „Zwischen den Aufnahmen vergehen Monate, in denen wir gar nicht im Studio sind. Wenn wir dann zurückkommen und uns wieder damit befassen, dann müssen die Stücke noch interessant sein für uns. Wir sagen nicht im Rausch von vier Wochen Studio: Geil! Wir sind ja relative Perfektionisten. Wir wissen: Wenn es ein Lied geschafft hat, uns ein Jahr lang zu interessieren, dann ist das sehr robust. Wenn man es immer wieder gern hört, egal, wie das Leben gerade sonst verläuft.“ Ein Filter ist auch die Bereitschaft Regeners, sich Lyrik zu den Melodien zu überlegen: „Ich bin ja faul. Ich habe überhaupt keine Lust, mir einen Text auszudenken, und dann wird das am Ende nichts. Allein schon diese Hürde, dass man sich hinsetzt und mit einem Text beschäftigt, bedeutet, dass man die Musik vorher schon sehr, sehr lange beobachtet hat, ob sie’s überhaupt bringt. Ob sie diesen Aufwand rechtfertigt.“
Element Of Crime machen makellose Musik, und sie sind dabei so entspannt wie kaum eine andere Band. Nur scheinbar ein Widerspruch: Sie wissen, was sie können. Sie müssen nichts, sie wollen. Regener erzählt, dass Haußmann sich bei einem Besuch im Studio ein wenig wunderte, wie die Musiker da so rumsitzen, Witze reißen und sich amüsieren, ein bisschen labern, und plötzlich heißt es: „Gut so! Fertig!“ Ilja mag das Wort „professionell“ nicht, es klingt ja auch nach Muckertum und Session-Stumpfsinn. Aber tatsächlich geht es hier im besten Sinn des Wortes professionell zu: Alle sind konzentriert, entschlossen.
Für Vergnügungen jedweder Art bleibt da wenig Zeit, aber das macht nicht viel. Niemals würden die Elements in die Touristenfallen am hiesigen Broadway tappen, sie fühlen sich dort gar nicht wohl. Zu viele Country-Klischees, zu viele Obdachlose, zu viele krakeelende Vergnügungsreisende, die zwischen „Wildhorse Saloon“ und „Tootsie’s“ die immergleichen Songs von Bands anhören, die nach jeder zweiten schlechten Coverversion sagen: „We play for tips, so please…“ Für eine Band, die niemals auf Kommerz oder Show-Werte aus war, sondern immer auf Wahrhaftigkeit, ein hartes Brot. „Traurig ist das hier“, befindet Ilja kopfschüttelnd. Erst als er den legendären Laden „Gruhn Guitars“ entdeckt, atmet er auf.
Zurück im Studio sitzen sie in der Küche auf Bänken, die John, Paul, George und Ringo heißen, aber Sven Regener interessiert sich gerade nur für sein Notebook. Er schreibt einen Nashville-Blog. Fotografiert die Schuhe der Kollegen, gibt zu, dass ihm der gläserne Aufzug im Hotel Angst macht. Aus dem Raum nebenan dringen dumpfe Standard-Riffs, Gitarrenklänge für Faith Hill. So billig machen es die Elements zum Glück nie. Dave Young sinniert noch einmal über die Kunst des Mischens. Wie da aus 24 verschiedenen Spuren zwei gemacht werden, die schließlich auf der CD landen – das sei so, als stelle man aus Fleisch, Gemüse und Gewürzen, aus 24 Zutaten eben, einen Eintopf her. Die Balance muss stimmen, die Gewichtung der einzelnen Bestandteile. Element Of Crime mögen das Zusammenspiel von analogem und digitalem Equipment, die altmodische Bandmaschine und die modernen Möglichkeiten, damit zu experimentieren.
Zehn Lieder haben sie in Berlin aufgenommen, den elften nennt Young immer „Malus-Track“ – ein Wortspiel, das er Regener geklaut hat („Bonus-Track stimmt ja nicht ganz – wäre er so gut wie die anderen, wäre er regulär auf dem Album, oder?“). Der erste Mix, den Young und Mouternot gemacht haben, gefällt, aber wie es immer so ist: Ein paar Verbesserungsvorschläge gibt es natürlich doch. „Dryer“ soll’s klingen, sagt Regener. Ilja spielt zur Auflockerung ein bisschen Gitarre – und erzählt, dass er auf der Bühne nur deshalb immer so traurig oder verbissen aussieht, weil er sich so konzentrieren muss. Er bewundert Gitarristen wie Jimi Hendrix, die vielleicht eine große Show ablieferten, aber nebenbei Kaugummi kauen konnten und mit einem ironischen Augenzwinkern alle Klischees brachen.
Dann entspinnt sich ein kleiner Dialog zwischen Sänger und Gitarrist, der exemplarisch ist für diese Band, die zwar ständig miteinander ringt, um eine gemeinsame „ästhetische Vorstellung“ zu verwirklichen, sich aber keinerlei Selbstgefälligkeit gönnt.
Regener: Ich glaube, dass bei dieser Platte Jakob eine besonders große Rolle spielt. Der hat hier Sachen gezeigt, die hat er schon lange nicht mehr gemacht. Immer drauf gehabt, aber Ilja: Aber das war doch mehr bei der letzten Platte. Hier fand ich eher, dass so ein Band-Sound entstanden ist Regener: Aber du gehörst doch zur Band dazu!
Ilja: Ja, aber ich finde das überhaupt nicht.
Regener: Nicht so, dass man sagt: Hey, die Gitarre! So nicht, das wäre ja auch stumpf, das braucht doch keine Sau, wir sind ja hier nicht bei Gitarrengotts daheim. Aber so, dass man merkt, dass die Gitarren über die ganze Distanz sehr wiedererkennbar sind und eine große Rolle spielen, auch bei der Entwicklung und der Dramaturgie der Songs. Rein numerisch gesehen, haben wir hier sicher nicht mehr Overdubs oder Instrumente, Streicher und so, aber Jakob hat bei vielen Songs ein sehr starkes Statement. So wirkt das dichter… Aber das sind alles nur Vermutungen. Mir kommt es eben so vor. Manchmal sagt auch einer: Ich habe eine große Nase, und ich finde das gar nicht. Aber man kann’s jemandem nicht ausreden, wenn er das so empfindet.
Während Ilja sagt, dass das neue Werk durchaus mehr Texturen hat als das vorangegangene „Mittelpunkt der Welt“(2005), zieht Regener die Augenbrauen hoch – „Echt?“ -, und Richard Pappik widerspricht: „Wir haben doch auch schon viel opulenter produziert. Eigentlich ist es nur die Band – und zwei, drei wenige Gastmusiker, mehr ist es gar nicht.“ Bisschen Lap-Steel, bisschen Mundharmonika. Ecki Busch ist wieder mit seinem Akkordeon dabei, Ilja hat Melodica-Premiere beim Titelsong. Und Richard Pappik spielt seine „erste Ukulele, aber ich weiß nicht mehr genau, wo…“ – „Man denkt vorher nicht so viel nach“, sagt Ilja. „Man bringt die ganzen Instrumente mit, und dann heißt es: So, wer will jetzt was machen? Dann nimmt man das auf und schaut: Passt es oder passt es nicht? Man kann fast schon sagen, dass die Stücke einem den Platz lassen oder eben nicht.“
Worauf sich alle einigen können: dass sie mit sich selbst viel strenger sind als mit anderer Musik. Nun haben Element Of Crime ja schon einige Veränderungen mitgemacht – die Entscheidung, deutsch statt englisch zu singen, war sicher die einschneidendste. Und dennoch können sie jedes ihrer elf bisherigen Alben hören, ohne rot zu werden. Sie lassen sich eben genug Zeit, für alles: die Songs. Das Artwork. Den Albumtitel. In Nashville stand er noch nicht fest, man wollte noch ein wenig darüber nachdenken. Kein Grund, sich zu entschuldigen, findet Regener: „Wir überlegen alles sehr genau. Das ist vielleicht ein Grund, warum die Dinge dauern. Und auch überdauern. Man muss sich ja nicht zu sehr selbst loben, aber die alten Platten haben ihren Charme behalten, zumindest für mich. Weil wir nie auf dem Trip waren, dass wir dachten: Wir müssen jetzt das, was dieses Jahr soundmäßig als Sau durchs Dorf rast, unbedingt machen. Wir wollten immer den der Band angemessenen Sound finden und weiterentwickeln. Deshalb wirkt jetzt keine dieser Platten deplatziert. Aber .Freedom, Love & Happiness‘ war zum Beispiel einfach nur der falsche Titel, und das Cover war auch verkehrt. Da ist alles aus dem Ruder gelaufen. Auch das Cover von ,’Fhe Ballad Of Jimmy & Johnny‘ ist an Hässlichkeit kaum zu überbieten. Man merkt also: Was im ersten Moment gut erscheint, kann eine Woche später doof sein. Man will natürlich kein Nummersicher-Idiot werden und bei der .Allianz‘ noch einen Versicherungsvertrag gegen schlechte Plattentitel abschließen, das nicht. Aber mit ein bisschen Sorgfalt hält alles länger.“
Wenn Dave Young im Raum ist, sprechen alle Elements meistens englisch, was zu ein paar ulkigen Situationen führt. Auf der Tracklist, die hier rumliegt, heißt „In mondlosen Nächten“ plötzlich „Modolosen Nachten“, da hat wohl ein Assistent geschlampt. Aber worum geht es in dem Stück eigentlich? Sven Regeners Stimme ertönt im Studio: „Irgendwer erinnert mich immer an dich…“
Young: Irgendwas? Irgendwer? Regener: Irgendwer, Dave! Young: Danke.
Regener: Ich denke immer an dich, wenn Schönheit und Klugheit aufeinandertreffen.
Young macht eine Handbewegung, die andeutet, dass es nun wie hingetupft klingt, weniger massiv. „Es ist jetzt ein noch besseres Liebeslied, oder?“
Es gibt natürlich wieder viele Liebeslieder auf „Immer da wo du bist bin ich nie“, und der vielleicht schönste endet nach einem endlos langen Satz, der diverse Beobachtungen von Spielplätzen und anderen Horrorszenarien einschließt, mit der verblüffend einfachen Erkenntnis: „Ganz egal, woran ich gerade denke, am Ende denk ich immer nur an d ich.“ Aber darf man denn solche Fragen stellen: „Warum ist ihr Kind so dumm wie klein?“ und – in Anlehnung an „How many roads must a man walk down…“: „Wieviele Erdbeereise muss der Mensch noch essen?“
Regeners Texte sind diesmal extrem assoziativ. In „Bitte bleib bei mir“ taucht plötzlich eine Spargelkönigin auf, und die geliebte Straßenbahn fährt auch wieder vor. Allerdings deutet einiges auf Endstation hin, und Regener gibt den tollen Tipp: „Wer die Monatskarte hat, sollte besser nicht am Monatsanfang sterben.“ Bei „Der weiße Hai“ singen im Hintergrund Kinder, gemütlich wird es nicht: „Freu dich nicht zu früh auf den Sommer/ Weihnachten ist gerade erst vorbei/ Im Treppenhaus riecht es noch nach Glühwein/ Und im Fernsehen läuft ,Der weiße Hai‘.“
Wie kommt man auf so was? Sven Regener weiß es selbst nicht so genau, aber eigentlich ist es auch egal – Hauptsache, die Gedankenspiele sind interessant. „Enigmatisch ist das Wort, das ich wählen würde. Es ist tatsächlich so, dass mir sowas im Moment sehr viel Spaß macht. Ich weiß, dass es in diesen Texten um etwas geht, aber ich kann es nicht immer einfach mit anderen Worten benennen. Es muss mit diesen Worten benannt werden, auch wenn die auf den ersten Blick vielleicht erst mal gar nicht so wahnsinnig viel Sinn ergeben. Das ist etwas, das ich für eine große Stärke bei Pop- oder Rockmusik halte: dass man das machen kann. Dass es zusammen mit der Musik – oder vielleicht eben auch erst durch die Musik – einen Sinn ergibt. Der Klang spielt eine riesengroße Rolle. Man darf da nicht zu protestantisch vorgehen und denken, dass jedes Wort immer nur eine Bedeutung haben kann. So ist das nicht. Man kann das auch mal so oder so sehen. Viele Dinge haben einfach ihren eigenen Drive, sie ergeben sich von selbst. Das muss man auch mal zulassen. Wir sind ja keine Control-Freaks.“
Manchmal machen allerdings doch Nuancen den Unterschied aus. Beim Stück „Der weiße Hai“ heißt es nun „Der Glascontainer ist schon wieder voll“. Regener holt aus: „Da hätte man auch machen können: ,Der Glascontainer hat die Schnauze voll‘. Aber irgendwie merkt man dann gleich: Ah, der hat sich was dabei gedacht! Das war ein Form poetischer Überhöhung, die ich da nicht so gern haben wollte. Das war ein Ruderschlag zu viel. Mir zu prätentiös. Aber das ist nur mein Urteil, ich verkneife mir sowas lieber.“ Auf die zwei Mädchen, die bei dem Song nun im Hintergrund singen, hätte Regener wiederum nicht verzichten wollen: „Das Lied brauchte einen gewissen Arschtritt, raus aus dem Humpta-humpta etwas, das aufhorschen lässt. Man kann ja nicht immer nur alles auf Nummer sicher spielen, man muss auch mal was riskieren. Oder, wie Uwe Bauer, unser erster Schlagzeuger und unser erster Produzent, sagte: Nur wer richtig scheiße ist, kann auch richtig gut sein.“
Der erste Song auf dem neuen Werk heißt „Kopf aus dem Fenster“ und geht gleicht ungewohnt heftig zur Sache. „Wer nicht geht, kommt nie wieder/ Wer bleibt, ist nie weg“, poltert Sven Regener da los. Ein gewollter „Schocker“ zu Beginn? Nicht wirklich. „Es gibt keine Regeln“, sagt der Sänger. „Ich habe das mal ausgerechnet: Bei zehn Songs gibt es, glaube ich, 87 Millionen mögliche Reihenfolgen. Das ist schon wahnsinnig viel, wirklich. Der erste Song steht nicht ganz zufällig da, er öffnet die Ohren für die Platte. Er sagt: Achtung jetzt, Leute, wenn Ihr glaubt, Ihr wisst, was kommt, dann werdet Ihr euch wundern. Plötzlich gehen alle möglichen Türen auf. So hofft man das jedenfalls.“
Das Album endet – vor dem berüchtigten Bonus/Malus-Song – mit „Euro und Markstück“. Der Titel geht zurück auf eine Serie des Malers Thomas Egeler, auch bekannt als 4000. Regener mochte seine Skizzen immer, vor allem das Bild „Euro und Markstück haben sich lieb“. „Ich habe ihn gefragt, ob das okay ist, wenn ich das benutze. Das ist so ein schönes Bild, diese Versöhnung. Nicht, weil man der Mark nachtrauert. Aber für viele Leute ist das ja ein Bruch in ihrem Leben – dass die Währung plötzlich anders heißt, das passiert ja auch nur alle Jubeljahre mal.“ Es entwickelt sich ein längerer Disput über die Kaufkraft des Euro, der hier aus Platzgründen nicht wiedergegeben werden kann. Nur so viel: Regener gehört nicht zu den „Teuro“-Jammerern. „Als ich nach Berlin kam vor 25 Jahren, kostete ein Döner drei Mark. Heute kostet er zwei Euro fünfzig. Als ich anfing zu saufen -1976, sagen wir mal -, da kostete drüben beim Edeka ein Sechserpack Beck’s ziemlich genau fünf Mark. Der kostet heute fünf Euro. Das heißt, der Preis hat sich in 25,30 Jahren verdoppelt – das ist ja im Grunde genommen normal.“
Der Zahn der Zeit, er scheint an Element Of Crime kaum zu nagen. Vielleicht auch, weil sie einfach gar keine Zukunftspläne machen, so Ilja: „Wir haben von Anfang an immer nur von Platte zu Platte gedacht, und das machen wir auch jetzt noch so. Dann gibt es natürlich noch eine Tour zur Platte, und dann sieht man mal. Zu viele Pläne schaffen nur Ballast. Und Enttäuschung, wenn es dann nicht so läuft. Die Anstrengung, sich einen Masterplan zu überlegen – nee. Es ist auch gefährlich, weil man bewegungsunfähig wird. Das ist ja im Grunde wie: Mein Haus. Mein Garten. Mein Auto. Meine Frau. Meine Band. Fertig. Aber das Leben hat keine Regeln, es passiert einfach.“
Regener findet es schon unangenehm, dass Tourneen so früh bestätigt werden müssen – die ersten Element Of Crime-Termine für 2010 stehen längst fest. Das erinnert den Sänger an alte Zeiten: „Ich glaube, wenn wir 1988 die Tour nicht so früh gebucht hätten, hätten wir uns vielleicht vorher aufgelöst! Aber man macht das dann, da hängen Leute dran und Geld und all das… Ich finde es irgendwie unseriös, für Tourneen schon zwei Jahre vorher das Geld einzusammeln. Wer weiß, ob es die Leute bis dahin überhaupt noch bringen?“
Für den Fall, dass Element Of Crime mal das Gefühl haben, es nicht mehr zu bringen, haben sie schon einen Plan B: Notfalls geben sie an eine Cover-Band namens Weißes Papier ab – „an jüngere, hübschere Menschen“. Aber das wird wohl noch dauern.