Weibliche Künstler auf dem Watt En Schlick Fest: Die sanfte Revolution

Festivals bemühen sich immer mehr, einen ausgewogenen Mix aus männlichen und weiblichen Künstlern zu buchen – so auch das Watt En Schlick Fest in Dangast. Wir stellen vier vielversprechende Sängerinnen vor, die am Festivalsonntag beeindruckende Sets gespielt haben.

„Das ist die Utopie hier! So wird es überall sein, wenn all die Probleme der Welt weg sein werden. Wir werden ganz viel Sonne haben, Schlamm, Pride-Flaggen. Einfach großartig!“, ruft Noga Erez während ihres gewaltigen Sets dem Publikum des Watt En Schlick Fest zu.

Dann greift sie zu ihrem Samplepad und spielt einen ihrer bekannteren Songs, „Dance While You Shoot“. Die Musikerin ist dank einer Apple-Werbung inzwischen einem breiteren Publikum bekannt, doch sollte man sie auf keinen Fall auf den Hit beschränken.

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Die israelische Künstlerin hat zwar einen etwas undankbaren Spot erwischt – direkt nach dem Schlickrutschen – macht aber das Beste draus. Erez baut ihren Sound immer wieder vom kantigen Elektro-Pop zu hartem, aber sehr tanzbaren HipHop mit Trap-Elementen auf. So verbindet sie die zwei Hauptrichtungen des Festivals, was beim Publikum sehr gut ankommt. Dass die Musik zudem nicht von einem einzelnen DJ aufgelegt, sondern auf elektronischen Kits von drei ihrer Kollegen eingespielt wird, macht die dynamische Show umso eindrucksvoller – wobei die Klänge eher zum Schwitzen in der Nacht als zur gleißenden Sonne am Tag passen würden.

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Vielversprechende Genreverschmelzungen

Die Festival-Debatte um von männlichen Acts geprägten Line-ups hat einen sanften Umbruch im Booker-Denken ausgelöst. So auch beim Watt En Schlick Fest: Jede Künstlerin findet an diesem abschließenden Sonntag ihr Publikum.

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Newcomer-Rapperin Sampa The Great zieht mit Soul-HipHop diejenigen in das Zirkuszelt, die einen gefälligen Einstieg in das Genre wünschen, oder sich nach Old-School-Sounds à la Lauryn Hill suchen. Dieser widmete Sampa Tembo, wie Sampa The Great eigentlich heißt, und die bereits Kendrick Lamar supporten durfte, auch ein Cover. Die in Botswana aufgewachsene Musikerin ist inzwischen eine begehrte Künstlerin in ihrer Wahlheimat Australien. Sampa The Greats Set ist zwar simpel, doch hat es einen entscheidenden Faktor, der die Zuschauer jubeln und tanzen lässt: Sie setzt auf das Mitmachen. Während die 23-Jährige Rap-Zeilen voller Empowerment von sich gibt, soll das Publikum wechselweise kreischen, den Rhythmus erzeugen, oder auch einfach mal mitgrooven. Und das macht es sehr gerne.

Sonnentanz mit Kat Frankie

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Bei der Masse und fast auf jedem Festival angekommen ist inzwischen Kat Frankie mit ihrem neuesten Werk „Bad Behaviour“. Dort hat sie ihr verlegenes Singer-Songwriting mit einer extrovertierten Mischung aus Soul und Pop getauscht.

Doch mitten im Konzert wirkt die Berliner Musikerin erschöpft und entscheidet sich für ein melancholisches Set: „Jetzt spielen wir ein paar alte deprimierende Lieder. Lasst uns alle traurig sein.“ Darauf folgen Stücke wie „Almost Done“, ein zur Strand-Atmosphäre passender Song über einen betrunkenen Seemann.

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Frankie schaut währenddessen sehnsuchtsvoll auf die See hinaus, bricht jedoch die nostalgische Stimmung geschickt mit spielerischen Witzen und Songs wie dem hoffnungsvollen „The Sun“, der stimmverzerrten Ballade „Back To Life“ und auch dem sehr Rock-lastigen abschließenden „Home“.

Joan As Police Woman: Tragende Melancholie

Mit grazilem Soul geben Joan As Police Woman am frühen Sonntagabend erstmals dem Gedanken Raum, dass das Festival nur noch wenige Stunden währt. Vor der Bühne geht die Sonne runter, die meisten Zuschauer schauen auf das Meer, Joan As Police Woman singen ruhige, harmonische Lieder, wie etwa „Damned Devotion“.

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Für die Live-Version hat die Frontfrau Joan Wesser ihre Kompositionen nochmals ein Stück runtergebrochen – es fehlen etwa die minimalen weiblichen Backing Vocals.

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Ursprünglich kommt die 48-Jährige aus der klassischen Szene, wo sie eine Geigen-Ausbildung abschloss. Dem Genre entsprechend streng sind auch viele ihrer Lieder arrangiert. Doch nutzt die Musikerin unter anderem ihr Streichinstrument, um immer wieder die rigorosen Anordnungen mit experimentellen Noten und Soul-Gelassenheit zu brechen.

Eigentlich der perfekte Festival-Rausschmeißer, wären da nicht Tocotronic, die eine knappe Stunde später das Fest mit großem Knall abschließen.

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