Was habe ich davon, wenn ich DIE PARTEI wähle?

Vor 20 Jahren gründeten Redakteure der Satirezeitschrift „Titanic“ eine eigene Partei. Sie ist, kein Witz, eine Erfolgsgeschichte.

Inmitten eines politischen Klimas, das oft von schwierigen und larmoyanten Debatten geprägt ist, bietet DIE PARTEI vielleicht sogar eine notwendige Abwechslung. Doch was auf den ersten Blick als reiner Scherz erscheinen mag, birgt auch tiefgründige politische und demokratische Vorteile.

DIE PARTEI, gegründet vor zwanzig Jahren am 02. August 2004 von einigen Redakteuren der Satire-Zeitschrift „Titanic“ , nutzt Satire, um gesellschaftliche Missstände und Absurditäten im Politikbetrieb aufzudecken.

Durch humorvolle Übertreibungen und scharfe, manchmal gar zynische Kommentare und angedeutete Handlungsaufforderungen werden gesellschaftliche und politische Probleme ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt.

Satire fungiert hier als Spiegel, der den Bürgern die Möglichkeit gibt, über bestehende Systeme und Strukturen nachzudenken und sie zu hinterfragen. Was daraus folgen sollte, ist klar: Kritische Auseinandersetzung mit der Politik, die für eine gesunde Demokratie unerlässlich ist. Es gibt DIE PARTEI, weil diese Form des Diskurses zu kurz kommt. Das ist ihre Existenzberechtigung.

Idiotische Slogans karikieren die Idiotie der Wähleransprache

Ein entscheidender demokratischer Gewinn besteht aber auch darin, dass DIE PARTEI viele Menschen erreicht, die sich sonst möglicherweise nicht für Politik interessieren würden. Mit ihren kreativen, witzigen Kampagnen irgendwo zwischen BILD-Sprache und taz-Karikatur sowie provokanten Aktionen wird das Interesse der notorisch auf starke Reize getrimmten Jugend und anderer Bevölkerungsgruppen, die sich sonst oft von traditionellen Parteien abwenden, geweckt.

Die Präsenz einer Satire-Partei in der öffentlichen Debatte hat zudem eine wertvolle Kontrollfunktion innerhalb des politischen Systems. Etablierten Parteien und ihre mitunter zu wenigen Herausforderungen bereiten Vertreter werden mit Witz und Ironie herausfordert. DIE PARTEI zwingt sie, sich mehr als einmal zu reflektieren und ihre Politik besser zu erklären, wenn nicht gar zu überdenken. Slogans wie „Inhalte überwinden!“ oder „Wählt uns, bevor es andere tun!“ gewinnen ihre Dringlichkeit trotz der sichtbaren Plattheit daraus, dass die politische Konkurrenz sich nicht genügend bemüht.

Der Gewinn für den politischen Alltag und damit auch für die Wählerinnen und Wähler ist mehr Transparenz. Außerdem wird so auch öffentlich an die Verantwortlichkeit der Politiker appelliert, dass ihre Handlungen und Entscheidungen stets mit kritischen Augen überwacht werden.

Das Gesicht der PARTEI ist Ex-„Titanic“-Chefredakteur Martin Sonneborn
Das Gesicht der PARTEI ist Ex-„Titanic“-Chefredakteur Martin Sonneborn

DIE PARTEI wirbt für die Notwendigkeit neuer Lösungsansätze

Die unorthodoxe Herangehensweise der PARTEI bringt zwangsläufig neue Denkansätze und Perspektiven hervor, weil sie nichts, was gilt, bestehen lässt. Diese Innovationskraft kann im besten Fall dazu beitragen, festgefahrene politische Prozesse aufzubrechen und neue Lösungsansätze für alte Probleme zu finden. Eine demokratische Gesellschaft leidet nicht an zu vielen Ideen und Meinungen, und seien es auch zunächst keine ernst gemeinten oder gar gefährlichen, sondern an zu wenigen.

DIE PARTEI trägt dazu bei, diese Vielfalt zu gewährleisten. Honoriert wurde dieser Ansatz bei den Europawahlen. Erneut schaffte es der ehemalige Chefredakteur der „Titanic“, Martin Sonneborn, ins Parlament. Ihm folgt als zweite Abgeordnete die Schriftstellerin Sybille Berg. Gefeiert wurde das in Berlin mit Konfettiverbot und Rentnerbetreuung.

Aber warum ausgerechnet Satire? Warum muss man sich über alles lustig machen, wenn wir doch in harten Zeiten leben, in denen es den Menschen scheinbar von Jahr zu Jahr etwas schlechter geht? Trotz ihrer Dauerpräsenz im Fernsehen und Internet, wo sich sehr vieles als Satire tarnt, obwohl es mit dem Begriff nur seinen aggressiven Humor absichern will, gibt es recht eigentlich zu wenig Satire, die wirksam allem einen Spiegel vorhält. Das ist ihre Aufgabe, sie will zunächst nicht verändern, sondern darüber aufklären, was falsch läuft. Sie ist ein wesentliches Element der Meinungsfreiheit.

Durch ein Kreuz bei der PARTEI wird genau dieses demokratische Prinzip gestützt, auch wenn es im Wahlprogramm keine konkreten Handlungsanreize gibt, wie die Gesellschaft geändert werden kann. In Zeiten, in denen die Meinungsfreiheit weltweit unter Druck steht, sendet die Unterstützung einer Satire-Partei deshalb auch ein starkes Signal für die Bedeutung freier Meinungsäußerung und den Schutz kritischer Stimmen in der Gesellschaft. Die Wahl der Satire-Partei ist mehr als nur ein humorvoller Protest.

JOHN MACDOUGALL AFP via Getty Images
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