Warum Michael Jacksons „Moonwalk“ die Musikwelt veränderte
Jacksons Choreografie zu „Billie Jean“ ist eine der spannendsten Tanzeinlagen in der TV-Geschichte
„Ich hielt ‚Billie Jean‘ schon für eine der tollsten Scheiben aller Zeiten, bevor ich Michael bei ,Motown 25‘ sah“, erzählt Antonio „LA“ Reid, früher Boss von Island/Def Jam. „Aber wie er da über die Bühne glitt, das war wie ein Erdbeben. Ich hatte ständig mit Breakdancern zu tun, die solche Sachen probierten, aber geschafft hatte es nie einer. Es sah aus, als wäre er ein Roboter.“ Vor diesem Fernsehauftritt am 16. Mai 1983 zum 25. Jubiläum von Motown hatte Jackson sein Managementbüro mit einer Bitte angerufen: „Besorgt mir einen Hut, so einen coolen Fedora – etwas, das ein Geheimagent tragen würde.“
Jackson wollte „Billie Jean“ bringen, das seit mehreren Wochen auf Platz eins der Singles-Charts stand. Er hatte wochenlang geprobt, doch am Abend vor der Aufzeichnung ging er runter in die Küche seiner Villa, setzte den coolen Hut auf, drehte die Stereoanlage auf Anschlag und begann, neue Tanzschritte zu üben. Später sagte er, er habe versucht „einen Breakdance-Schritt, so eine Popping-Geschichte“ zu perfektionieren, die ihm ein paar HipHop-Kids beigebracht hatten. „Ich wusste nur, dass ich in der Bridge gleichzeitig vorwärts und rückwärts laufen wollte. Wie jemand, der auf dem Mond spazieren geht.“ Jacksons Choreografie zu „Billie Jean“ ist eine der spannendsten Tanzeinlagen in der Geschichte des Fernsehens, doch eigentlich war alles nur Vorspiel für die wenigen Sekunden, in denen er der Welt den „Moonwalk“ vorstellte. Jackson erzählte später, Fred Astaire habe ihn am nächsten Tag angerufen und gesagt:„Du bist ein Wahnsinnstänzer.“
Astaire hatte die Show sogar auf Video aufgenommen und Jacksons Schrittfolgen genauestens analysiert. Jacksons „Thriller“, veröffentlicht im Dezember 1982, war schon dabei, Verkaufsrekorde zu brechen, und die dazugehörigen Videos hatten bei MTV für andere schwarze Musiker wie Prince die Türen geöffnet. Doch der Auftritt bei „Motown 25“ machte aus dem Hit ein Phänomen: Fünf weitere Nummer-eins-Singles folgten, und das Album hielt sich 37 Wochen an der Spitze der US-Charts.
Bis heute wurden von „Thriller“ weltweit 40 Millionen verkauft, was Jackson einen Eintrag ins „Guinness Buch der Rekorde“ eingebracht hat. „Irgendwann“, behauptet Walter Yetnikoff, damals Chef von Jacksons Plattenfirma CBS, „dachte das Smithsonian-Museum daran, eine eigene Abteilung für Michael Jackson aufzumachen. Mit ,Thriller‘ hat dieser junge Mann die Welt in Flammen gesetzt.“