Vor Jazz in Deckung

Ludovic Navarre bleibt mit Saint Germain der House-Musik treu

Seit geraumer Zeit wird mit dem Begriff Jazz nur so in der Gegend herum geschmissen. Auch Ludovic Navarre musste bereits mehrfach in Deckung gehen. Der französische Produzent gibt allerdings auch ein leichtes Ziel ab. Sein Projekt Saint Germain ist ausgerechnet nach jenem Pariser Bezirk benannt, der wie kein anderer der Stadt mit Jazz in Verbindung steht. Auf seinen Platten sampelt Navarre alte Jazz-Platten, und jetzt hat er mit „Tourist“ auch noch sein Debüt auf dem traditionsreichen Blue Note-Label abgegeben. „Ich liebe Jazz über alles, aber trotzdem mache ich keinen, nicht mal im weitesten Sinn. Ich mache House, und in dessen Kontext hatten schon immer auch andere Stile Platz.“

In der Tat enthält die musikalische Welt von Ludovic Navarre weit mehr Referenzen als jene an den Jazz. Auf seinem bislang erfolgreichsten Track „Alabama Blues“ sampelte Navarre vor fünf Jahren den Blues von Lightnin‘ Hopkins, und auch Spuren von Salsa, Reggae und HipHop finden sich in seinem Backkatalog. Die „Boulevard“-Trilogie stellt dabei den bisherigen Höhepunkt in der Karriere des Franzosen dar, der wie Karl Lagerfeld nie ohne Pferdeschwanz das Haus verlässt, aber anders als der Modedesigner auf die Kombination von schwarzen Slippern mit weißen Socken besteht.

Auch musikalisch folgte Ludovic Navarre stets seinem eigenen Geschmack. Im Gegensatz zum Gros seiner Pariser Produzentenkollegen scherte sich Saint Germain nie ums Plündern von Discoplatten. Doch heute hat der Trend Navarre eingeholt. “ Tourist“ enthält – angereichert mit Live-Instrumentation seiner Jazzgruppe und einem Gastspiel des jamaikanischen Gitarristen Ernest Ranglin – noch immer Elemente der Musikmischung, die auch „Boulevard“ ausgezeichnet hat. Aber die Platte wird nun als Teil einer NuJazz- und Phusion-Szene wahrgenommen, zu der Navarre sich gar nicht zugehörig fühlt. Was auch daran liegen mag, dass er zu den wenigen House-Produzenten gehört, die nicht parallel zu ihrer Studioarbeit auch DJ sind. „Ich mixe nach wie vor Platten“, sagt Navarre, „allerdings nur zu Hause. Ich mag die Musik, aber ich hasse es, in Clubs zu gehen. Nicht gerade die beste Voraussetzung für einen DJ.“

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