Von Selig hat sich JAN PLEWKA inzwischen erholt. Solo klingt der ewige Träumer nun viel freundlicher
Am Ende war der Name blanker Hohn. Seilg! Nie schien Sänger Jan Plewka weiter davon entfernt zu sein. Vier Jahre war er schon unterwegs, die Band zerbrach Stück für Stück. „“Mir wurde alles viel zu viel. Ich hatte meine Mitte nicht mehr.“ Also zog er die Notbremse, löste Selig auf und ging nach Schweden in die Einöde. Er saß in einer Holzhütte, die gerade mal fließend kaltes Wasser hat und erlitt einen Naturschock. „Anfangs war es ganz schlimm. Die Stille war lauter als Manowar, entsetzlich. Aber mit der Zeit habe ich mich beruhigt. Das Musikbusiness hat schon dunkle Mächte in sich. Und die hassen Spaziergänge und frische Luft, diese Dämonen. Also habe ich das jeden Tag praktiziert, und im Winter sind die alle erfroren.“ Er wollte das Sänger-Dasein an den Nagel hängen und Tischler werden. Etwas ganz Normales. Aber dann fiel ihm auf, dass Songschreiben eigentlich doch das ist, was er am besten kann. Er kam zurück, nahm mit Ralf Goldkind ein Soloalbum auf- und scheiterte an der Plattenfirma: „Denen war das zu diffus oder zu individuell. Aber irgendwann kommt das raus. Hoffentlich nicht erst nach meinem Tod.“ Also noch mal von vorne. In einem Bootshaus in Spanien schrieb er mit Komponist Marco Schmetje in einer Woche zehn neue Lieder, die nun sein Solodebüt „“Zu Hause, da war ich schon…“ ergeben. „Wir haben morgens angefangen zu trinken und gar nicht nachgedacht.“ Mitmusiker fehlten ihm nicht. „“Ich bin ein Einzelkind und gern allein auf Achse. Als Band ist man immer wie eine fünfgeteilte Amöbe. Man ist nie ganz bei sich, und selten einer Meinung.“
Für die Konzerte, die bald kommen sollen, hat er sieben Freunde ausgesucht, die für ihn „die schönste Band Europas“ ergeben. Sie nennen sich Plewka And The Standard Luxury Trash. Seine Ambitionen hat der „geerdete Träumer mit dem polnisch-tschechischen Zigeunerblut“, wie er sich selbst beschreibt, zurückgeschraubt. „“Die Platte soll sich so gut verkaufen, dass keiner von uns nebenbei arbeiten muss. Dass man sich nicht Palmin aufs Brot schmieren muss, mit etwas Salz drauf.“ Außerdem will er eine angenehmere Atmosphäre und diese auch als Entertainer verbreiten: „Ich möchte alles auf Gentleman-Art regeln. Selig waren am Schluss sehr düster. Jetzt will ich positivere Sachen machen. Ich möchte den Leuten Kraft mitgeben, nicht meine Zerrüttung.“ Ob er Selig-Songs spielen wird? Er lächelt. „Nein, das war maL“ Es klingt gar nicht verbittert.